Auch da waren wir in diesem September wieder. Einfach schön!!!
Basajaun – Teil 2: Alex
Tag 1
Zum Start versammelten wir uns im Zentrum von Vittoria. Direkt auf dem Marktplatz sammelten sich ca. 350 unerschrockene Radfahrer, größtenteils auf Gravelbikes, aber auch einigen Mountainbikes. Es war trocken und nicht zu warm, das sah erst einmal nach guten Bedingungen aus. Ohne große Ansprache ging es dann pünktlich um 8:00 Uhr los. Eigentlich recht unspektakulär.
Wie angekündigt war die Fahrt aus der Stadt heraus neutralisiert, alles andere wäre wohl auch unverantwortlich gewesen, mit solch einem Pulk durch den spanischen Verkehr. Aber so lief es sehr entspannt. Polizei vor und hinter uns und wir hinter dem offiziellen wagen hinterher. Wir fuhren aus der Stadt heraus, bis in den nächsten Ort. Nach ca. 7km wurde das Rennen dann am ersten Schotterstück eröffnet.
Ich musste ja meine Ansage wahr machen und als erster in die erste Kurve fahren, also setzte ich mich direkt an die Spitze, behielt dabei immer meinen Wattmesser im Auge. 230 Watt waren in Ordnung – dachte ich mir – als ich mich dann aber umdrehte war niemand mehr an meinem Hinterrad. So war das nun wirklich nicht geplant und die Jungs im Feld hinter mir dachten sich vermutlich: Was ein Anfänger. Verdammt, aber stehen bleiben wollte ich nun auch nicht. Also erst einmal weiter gekurbelt, bis mich nach ca. 15km ein zweiter Fahrer einholte, mit dem ich die nächsten 25km zusammen fuhr. Wir wechselten uns gut ab und kamen auch gut voran, ohne dass wir uns komplett abschossen. Mein Wattmesser pendelt immer so zwischen 200 und 250 Watt, also vollkommen in Ordnung. So fuhren wir bis in die ersten Ausläufer des Urbasa Waldes, als ich wieder in die Führung gehen wollte. Dabei bemerkte ich, dass mein Vorderreifen immer platter wurde. Fing ja gut an, nach 40km schon der erste defekt. Ok, also stehen geblieben und Reifen kontrolliert. Ich hatte einen kleinen Riss oder Schnitt in der Reifenflanke, den hatte die Dichtmilch wohl nicht erreicht. Also schüttelte ich den Reifen etwas, so dass die Milch auch das Lock abdichten konnte, pumpte den Reifen wieder auf und weiter. Dadurch hatte ich zwei Gruppen vorbei lassen müssen. Die eine holte ich mir wieder, kaum hatte ich sie hinter mir gelassen, war der Reifen wieder platt. Arghhhhh. Ok, also wieder gehalten und diesmal flickte ich das Lock mit einem Tubelessflicken, damit sollte Ruhe sein – dachte ich.
Die Aktion hatte mich wieder 10 bis 20 Plätz gekostet. Also wieder Aufholen…. Weiter ging es durch den wunderschönen Wald, vorbei an grandiosen Aussichten und immer wieder wunderschöne aber auch arg steinige Wege über zahllose kleinere Anstiege. Nichts dramatisches, aber langweilig wurde es auch nicht. Plötzlich zischte und spritze es richtig und ich hatte den nächsten Defekt. Diesmal ein größeres Loch direkt in der Lauffläche des vorderen Reifens. Also wieder ein Tublessflicken rein gedrückt, Reifen aufgepumpt und weiter. Die Aktion hielt für die nächsten 10km, dann hatte es den Tubelessflicken aus dem Reifen gezogen. Also neuer Flicken und den dann direkt über der Lauffläche abgeschnitten, so dass er hoffentlich drin blieb. Man wird ja kreativ. Leider hatte ich bei der Aktion den Vorderreifen zu fest aufgepumpt, was ich etwas später merken sollte….
Die Strecke ging weiter durch wunderschöne Landschaften, immer wieder aber auch über extrem steinige Passagen, was mit dem Gravelbike ein ziemliches Gehoppel wurde. Bei den schnellen Abfahrten auf dem teilweise losen Schotter merkte ich dann auch das der Vorderreifen zu voll war und in einer Abfahrt passierte es dann: ich wollte bremsen, das Vorderrad blockierte und ich rutschte in eine Erosionsrinne und zack lag ich auf dem Schotter. Dabei war ich voll auf den Ellenbogen gefallen und mein erster Gedanke war: ok, der ist hin, das war es. War er aber nicht 😉 Nachdem der erste Schmerz vergangen war, konnte ich mich wieder aufrappeln. Das Rad war heile und ich konnte noch alles bewegen, schien also nichts gebrochen zu sein. Einige Schrammen an Arm und Hüfte, aber sonst zum Glück nichts – uff. Also weiter. Toll war, dass die Fahrer, die vorbei kamen, als ich mich wieder aufrappelte alle fragten, ob ich Hilfe brauchte. Geht doch …
Nach ca. 210 km kam ich an einer Schutzhütte vorbei, an der ich mir mein Abendessen gönnte: Ein Baguette, das ich mir eingepackt hatte und die Reste meines Tees – hier gab es auch einen Brunnen, so dass ich meine Flaschen noch einmal auffüllen konnte. Leider zog Nebel auf und es wurde kühler aber noch aushaltbar.
Das Wanderstück war dann auch komplett aufgeweicht, so dass ich beinahe die gesamten 3 (?) km schieben oder tragen musste. Zum Glück hatten wir und das Stück vorher angeschaut, so fand ich den Weg recht schnell. Nach einer schönen Abfahrt und einem netten Trail an einem Stausee ging es hinauf zum höchsten Punkt des Tages: ein 1500m hoher Pass. Zunächst auf der Straße, oben dann über eine gute Schotterstraße. Dabei wurde es dann auch immer nebeliger und damit feuchter, so dass ich mir für die folgende Abfahrt die Daunenweste überzog (die ich auch für den Rest der Nacht nicht mehr auszog). Die Abfahrt durch den Wald war phantastisch: komplett alleine und nur die Geräusche des Waldes. Mal hier ein Vogel, da ein Fuchs, dann irgendwelche andere Tiere – unglaublich schön.
Noch ein kleiner Berg und dann folgte eine lange seichte Abfahrt in Richtung Süden. Hierbei kam ich auch an einem der Highlights der Strecke vorbei: die Strecke ging am Irati entlang und plötzlich durch gigantische Tunnel. In der Dunkelheit sah ich nur leider nix von dem tollen Canyon und auch die Tunnel kamen etwas überraschend. Aber immerhin wurde es wärmer.
Es ging dann wellig weiter bis ich endlich so gegen 4 Uhr in Ueje ankam, wo ich geplant hatte, kurz zu schlafen. Ich machte mir erst gar nicht mehr die Mühe einen abgelegenen Platz zu suchen, sondern legte mich einfach am Marktplatz in eine Ecke, zog mich um, baute mein Nachtlager auf, futterte noch etwas und legte mich hin. Peng, ein Knall und in meiner Matratze war die Verklebung zwischen zwei Kammern geplatzt. Luft blieb zum Glück drin, nur hatte ich nun eine große Kammer. War zum Glück nicht ganz so dramatisch, das es das Kopfende war, dennoch ärgerlich bei einer €200 Matratze. Mal sehen, was der Service dazu sagt.
Tag 2
Nach 1,5 Stunden klingelte schon wieder mein Wecker, wobei ich eh nicht soooo viel geschlafen hatte, da ich mich dummerweise unter den Kirchturm gelegt hatte und der bimmelte alle 15 Minuten. Dennoch war ich einigermaßen erholt, zog mich schnell an, packte alles ein, futterte noch etwas, füllte meine Flaschen am nächsten Brunnen auf und los ging es. Um 6 Uhr morgens war die Stadt auch noch leer, so dass vermutlich niemand mitbekommen hatte, dass ich dort geschlafen hatte. Ein Blick auf den Tracker zeigte mir auch, dass ich gar nicht so viele Plätze verloren hatte – das war schon mal besser als im letzten Jahr.
Natürlich meldete sich mein Platten wieder – der Flicken hatte sich wieder verabschiedet. Also ein neuer Versuch: diesmal verknotete ich zwei Fäden, so dass sie sich hoffentlich im Reifen “verkeilten”. Das funktionierte sogar und ab da war dann auch Ruhe mit dem Reifen.
Es ging dann weiter durch eine Plantagen Landschaft. Hier wurde alles Mögliche angebaut, Obst, Gemüse und was sonst noch. Ganz nett aber halt auch kein Highlight. In Melida bog ich kurz von der Strecke ab, um meine Flaschen und Rucksack noch einmal an einem Brunnen aufzufüllen, bevor es in die Bardenas Reales ging. Da gab es dann für die kommenden 70km keine Ortschaft und auch kein Wasser – fast….
Die Landschaft dort ist unglaublich schön. Ich steh ja auf solche Wüstenlandschaften und hier gab es wieder alles: errodierte Felsen, ausgetrocknete Wasserläufe, staubtrockene Ebenen und das alles in diversen Farben. Und knackwarm war es – genau mein Ding 😉
Nun ist es nicht so, dass es dort nie regnet – im Gegenteil, in der Woche zuvor hatte es wohl ziemlich geregnet und daher war ein Wasserlauf nicht so wirklich leer – im Gegenteil, wir mussten irgendwie den recht tiefen und arg schlammigen Wasserlauf überwinden. Ich versuchte es etwas abseits, kam ganz gut über den Bach, war dann aber so blöd, dass ich das Rad zu früh wieder schieben wollte und zack – komplett voller Lehm-Schlamm – beinahe fest wie Beton. Zum Glück fand ich ein Stöckchen, um das Gröbste wieder vom Rad zu kratzen. Naja, sah das Rad wenigstens auch nach Abenteuer aus.
Am Ende der Wüste kamen erst zwei kleine Orte – in einem veruschte ich vergeblich einen Ersatzreifen zu bekommen, was sich als unmöglich herausstellte, dann aber endlich Alfaro. In dem dortigen Supermarkt versorgte ich mich erst einmal: Fanta, Cola, Milchreis, Wasser, So ein Couscous Salat und als Dessert: Ananas – hat die toll geschmeckt!
Frisch gestärkt ging es dann erst einmal ca. 40km durch eine weniger schöne Landschaft in die nächsten Berge. Den ersten kannten wir auch schon, und er war nicht einfacher geworden. Aber schön war er. Es ging ca. eine Stunde bergauf und dann auf dem Kamm an diversen Windturbinen vorbei bevor der Weg zurück ins Tal führte .
Und wieder hoch – natürlich – flach war eher die Ausnahme. Ungefähr als ich auf dem nächsten Gipfel ankam, ging die Sonne auf der einen Seite unter und auf der anderen Seite ging gleichzeitig der Mond auf- unglaublich schön – und ich komplett alleine im stockdunklen Wald.
Wieder ging es an weiteren Windturbinen vorbei – hier konnte man immer wieder die Stellmotoren hören, die regelmäßig ansprangen, um die Rotoren neu auszurichten.
Es kamen dann noch zwei weitere Berge, der zweite wurde dann richtig tricky. Ich war schon ziemlich erschlagen, es müsste so 2 Uhr gewesen sein, dann ging es erst einen extrem steilen Grashang rauf – den ich nicht mehr fahren konnte und mal wieder fluchend mein Rad schob. In der Abfahrt sollte dann ein Trail links abgehen, aber trotz bestimmt 10 minütiger Suche konnte ich den Einstieg nicht finden. So entschied ich mich, einen Umweg zu fahren, um nach ca. 5km wieder auf die Strecke zu gelangen. (dafür bekam ich dann auch 2 Stunden Strafe aufgebrummt). Julia sagte mir nachher, dass der Trail auch bei Tag kaum zu finden war – naja, war dann halt so. Gegen 4 Uhr kam ich dann wieder in einem winzigen Örtchen an, in dem es im “Zentrum” eine tolle Grünfläche gab, auf der ich mein Nachtlager aufbaute – und auch sofort einschlief.
Tag 3
Der Wecker klingelte wieder nach 1,5 Stunden. Es ist unglaublich, aber der Körper verfällt anscheinend in einen Modus, dass ein Schlafzyklus ausreicht, um einigermaßen zu regenerieren. Ok, ausgeschlafen war ich nun wirklich nicht, aber wieder soweit hergestellt, dass ich den restlichen Weg an diesem Tag schaffen sollte. Ich hatte mir ausgerechnet, dass ich so gegen 16 Uhr im Ziel sein sollte – ja, das war mal wieder der Plan….
Nach einem Fruchtbällchen Frühstück saß ich gegen 6 Uhr wieder auf dem Rad. 3 Berge sollten noch kommen: zwei mit jeweils 1000hm und dann als Abschluss ein 2000 Meter hoher Pass. Die ersten beiden Berge waren relativ trivial: größtenteils Asphalt, nicht zu steil – gut zu fahren. Weiter ging es dann aus Asphalt den dritten Anstieg des Tages. Langsam wurde es anstrengender, nicht weil der Weg steiler wurde, sondern weil mein Magen mal wieder rebellierte und ich kaum noch etwas essen konnte. Zumindest keine Riegel mehr. In einem Koster am Fuße des Berges hoffte ich, etwas zu essen zu bekommen, aber der Kiosk war noch zu und obwohl da schon jemand drin war, weigerte sich die Dame mir auch nur ein Eis zu verkaufen – danke auch. Halt spanischer Service….
Immerhin gab es einen Brunnen mit Wasser, was auch gut war, denn was nun folgte war ein endloser Anstieg in praller Sonne auf losem Schotter. Immer wieder musste man schieben, teilweise das Rad auch tragen, denn natürlich hatten sich die Organisatoren auch einige Wanderstücke ausgedacht.
Nach ca. 2 Stunden kam endlich auch ein Brunnen und der kam gefühlt direkt vom Himmel: glasklares eiskaltes Wasser. Am liebsten wäre ich da geblieben, aber ging ja nicht. Es ist faszinierend, wie schnell sich alle Gedanken während solch eines Events nur noch um die absoluten Grundbedürfnisse drehen: Wo gibt es Wasser, Wo gibt es Essen und wo kann ich in der Nacht schlafen. Alles andere wird nebensächlich.
Der Berg zog sich und zog sich, aber irgendwann hatte auch er ein Ende.
Und es ging wieder runter – natürlich über Steine. Also nix mit Erholung, die Abfahrt war so steinig, dass ich eigentlich kontinuierlich bremsen musste. Danke auch an die Organisatoren – ich war schon wieder am fluchen. Weiter unten im Tal kam dann endlich ein Asphalt Stück und ich freute mich schon, da bog der Track wieder ab in einen Schotterweg und direkt ging es wieder rauf – den Berg hatte ich in dem Höhenprofil irgendwie übersehen.
Endlich kam dann irgendwann ein Ort und in der ersten Bar gab es direkt zwei Eis, zwei Cola, und – ein Thunfisch Sandwich. Eigentlich gar nicht mein Ding, aber in der Situation hat der sowas von fantastisch geschmeckt – herrlich. So ging es dann weiter – gefühlt hangelte ich mich von Bar zu Bar. Mal gab es Eis, mal Cola, mal Tortilla – was es halt so gab. Das kostete natürlich Zeit (und dann auch einen Platz) aber ohne Energie wäre es auch nicht gegangen.
An einem weiteren tollen eiskalten Bachlauf stoppte ich noch einmal zum Füße baden. Wieder so ein Moment, in dem man am liebsten nicht mehr aufstehen will, aber geht ja nicht. Das Wasser war darüber hinaus so kalt, dass ich schon nach einer Minute meine Füße nicht mehr spürte, also auch keine Dauerlösung.
Also Schuhe wieder an und Endspurt. Die letzten 60km zogen sich wie Kaugummi. Immer wieder kamen steinige Passagen, kurze bissige Anstiege, mal Wind, eigentlich alle Schweinereien, die einem das Leben schwer machen. Ca. 8km vor dem Ziel dann der absolute Motivationsvernichter. Es war mittlerweile dunkel geworden und der Weg ging wieder durch ein Tal an einem Bachlauf entlang. Hier wurde der Weg so steinig, dass man gefühlt alle 50 Meter das Rad schieben oder tragen musste. Und dieser Spaß ging bestimmt 3-4km lang. Wieder Fluchen – und nicht zu knapp. Was habe ich die Organisatoren verflucht – zum Glück war ich alleine 😉
Dann aber: der letzte Ort in der Nacht, der letzte kurze Anstieg zum Ziel und da: nichts…. Kein Mensch da, nur ein Strich auf der Straße.
Ok, war ja auch so ähnlich angekündigt worden, das Ziel bzw. die Zeitnahme war zwar hier oben, wir sollten dann aber runter in die Stadt rollen, wo dann das echte Ziel war. Also machte ich das, runter in die Stadt zu dem Platz, den wir auch schon kannten, aber auch da: niemand. Hm, ok, das hatte ich dann doch anders erwartet.
Ich wollte schon heim fahren, dann kam doch einer der Organisatoren. Sie hatten das Zelt wegen eines Sturms abbauen müssen und sich ins Hotel verzogen. Aber gut. Er gab mir die Medaille, machte noch einige Bilder und wir quatschten noch etwas. Ich wollte dann aber bald heim – es war mittlerweilse doch 23 Uhr geworden und ich wollte nur noch duschen und Schlafen.
Also die letzten 5km durch die Stadt in unsere Wohnung. Dort angekommen konnte ich immerhin einen Milchreis verdrücken, duschen und dann ab ins Bett, wo ich aber auch durch die viele Cola nicht so wirklich gut schlafen konnte.
Und alles nur für dieses kleine Stück Holz:
Basajaun – Teil 1: Julia
Sonntag morgen in Vitoria/Gasteiz kurz vor 8 auf dem Marktplatz. Rund 250 Radfahrer*Innen treffen sich dort, um um 8 Uhr beim Basajaun zu starten. Mittendrin Flo, Alex und ich. Unsere Räder sind mit Taschen gepackt, die hoffentlich alles enthalten, was wir für die kommenden 809 Kilometer brauchen werden. Blicke nach rechts und links zeigen, wie unterschiedlich die Räder gepackt sind. Manche fahren wirklich nur mit Minimalgepäck, andere, so wie wir, sind gefühlt vorbereitet auf alle Eventualitäten. Die Meute rollt los – 8km neutralisierter Start. Alex und Flo fahren direkt vorne, ich schwimme im vorderen Drittel mit. Ich sehe, wie Alex als erster in die erste Kurve geht – dann kann also nichts mehr schief gehen!
Die ersten Stunden vergehen wie im Fluge – derTrack lässt sich gut finden und es sind viele Mitfahrer um einen rum. Wenn einer am Rand steht, fragt jeder jeden, ob man helfen könne (was ja, streng genommen, nicht erlaubt ist), aber ich finde es gut, dass hier das miteinander mehr zählt. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich von den ersten Kilometern kaum eine Erinnerung an die Strecke habe. Ich erinnere mich, dass wir irgendwann auf einem Trail durch einen Wald unterwegs waren, bei dem man auch stellenweise, weil es so steil war, schon wieder schieben musste. Irgendwann war ich dann soweit alleine unterwegs, dass ich vor und hinter mir keine Mitfahrer mehr hatte. Es ging tatsächlich mal auf Asphalt einen Berg in schönen Serpentinen runter. Herrlich! Irgendwo an der Strecke stand dann auch ein Kameramann (der wird gleich noch häufiger auftauchen) und ich hoffte nur, dass ich einfach in Ruhe weiterfahren kann. Naja, so semi. Denn im nächsten Ort am steilen Anstieg steht er natürlich und filmt, wie ich mich abrackere, die Steigung hochzukommen und nicht ganz scheiße aussehen will ?? Es geht weiter, er überholt mich. Im nächsten Ort hat er zum Glück ein anderes „Opfer“ zum filmen gefunden. Da ist einer, der gerade seinen Reifen aufpumpen muss – und das, mit der Kamera im Gesicht. Ich beneide ihn nicht. Ich rolle den Hügel runter und stehe vor Bahngleisen, ohne richtigen Übergang. Der Track will, dass ich dort rübergehe, der Pumper kommt von hinten und sagt, der Kameramann habe gesagt, das sei der richtige Weg. Na dann, wir beeilen uns beide, über die Gleise zu kommen, auch wenn ein nahender Zug nicht absehbar ist. Der Pumper fährt vor aber an einem der nächsten Anstiege hole ich ihn wieder ein und wir fangen zu quatschen an. Es wird sich rausstellen, dass Ini und ich die kommenden Tage viel Zeit miteinander verbringen werden. Aber noch fährt er dann irgendwann wieder schneller und ich sende in die WA-Gruppe einen Hilferuf, weil mein Umwerfer plötzlich zu schleifen anfängt. Zum Glück weiß die Schwarmintelligenz Bescheid, Andi gibt am Telefon klare Instruktionen, was zu tun sei und Ini holt mich hier wieder ein. Ich glaube, ab da fahren wir den Rest mehr oder weniger zusammen. Wie schon geschrieben, die Erinnerung an den ersten Tag ist kaum da.
Es ist sein erstes Rennen dieser Art und obwohl er vom Tempo her schneller ist als ich, bleiben wir zusammen. Im nächsten Ort plündern wir den Brunnen und rollen dann weiter. Es ist mittlerweile Spätnachmittag und nach einer längeren Abfahrt kommt ein Ort, in dem es sogar einen Laden gibt. Aber, nach einem Tag mit hungrigen und durstigen Radfahrern (zusätzlich zu den Pilgern, die hier sonst durchkommen) ist der Laden leergekauft. Und ich muss mit Erschrecken feststellen, dass ich mein Portemonnaie verloren habe. Aber irgendwie habe ich Dusel, ich werde in die WA-Gruppe der Fahrer aufgenommen, setze meine Frage, ob wer mein Portemonnaie gefunden hat ab und drei Minuten später habe ich schon die Antwort, dass es gefunden wurde. Ich rufe die Nummer an, die es fand. Derjenige ist gerade in der Abfahrt in den Ort, wo ich gerade bin. Ini und ich warten knapp eine halbe Stunde und dann kommt der freundliche Mitfahrer, gibt mir das Portemonnaie und wir können weiter. Es geht natürlich irgendwie den Berg hoch. Irgendwann kommt mir die Wegstrecke bekannt vor, weil Alex und ich die schon mal im Training abfuhren. Mittlerweile ist es dunkel, Ini und ich rollen durch die Nacht. An einem Friedhof holen wir nochmal Wasser (den hatten wir vorher schon gefunden, lag praktisch auf dem Weg) und dann ging es ins Dunkel der Nacht. Irgendwann taucht hinter uns mal wieder der Kameramann auf. Ini und ich hoffen beide, dass wir einfach fahren können und nicht für Interviews aufgehalten werden. Und so fahren wir weiter. Schön ist, dass Ini Baske ist und er viel von der Gegend, durch die wir fahren, schon kennt. Lustig ist immer, wenn er mitten in der Nacht dann erzählt, dass wir mal wieder durch einen total hübschen Ort fahren. Was uns in dem Moment total egal ist. Irgendwann sind wir soweit oben, dass es sehr neblig wird. Ich weiß, dass noch eine Hike your bike Passage geben wird. Wir kämpfen uns im Nebel und der Dunkelheit über den Wanderweg….irgendwann ist es vorbei. Es geht auf einen Trail und ich schlage vor, dass wir am Ende des Trails im Wald übernachten. Denn nach dem Wald kommt die Hochebene und die ist im Nebel nur bedingt gut zu schlafen. Nach 237km finden wir einen Schlafplatz im Wald, richten uns ein und schlafen ein.
Wir werden wach, weil andere Athleten quasi durch unser „Schlafzimmer“ latschen. Wir räumen zusammen und fahren los. Der Morgen ist klar und sonnig, der Nebel hat sich verzogen. Wir haben im Anstieg eine großartige Sicht auf die Pyrenäen. Es geht Richtung Süden, die Sonne brennt und mittags erfreuen wir uns in einem Ort an Cola und Joghurt. Es geht am Nachmittag mal wieder einen Anstieg rauf. Die Sonne brennt einem fast den Hintern weg und kein Lüftchen geht. Flo, der vor mir ist, schickt Fotos wie er irgendwo im Schatten Pause macht. Denn das Ziel des Tages ist es, noch durch die Wüste zu kommen.
Um kurz vor 6 kommen wir in Melida an. Ini meint, wir sollten noch warten, bis es kühler ist, aber das Argument, dass es schon 6 sei und es dann irgendwann dunkel lässt uns in der Bar noch eine Fanta trinken und dann fahren wir auch schon los. Flo schrieb noch, dass er schon durch die Wüste ist. Ein Stück des Weges kenne ich schon vom Training.
In der „goldenen Stunde“ durch die Wüste zu fahren ist wunderschön. Ini erzählt mir von seinen Erlebnissen in der Wüste (er hat mal in der Nähe gearbeitet). Es gibt dort auch eine Militärstation, an der wir aber nicht direkt vorbeikommen.
An der „Pyramide“ machen wir Halt für Fotos, Flo ruft an und sagt, dass er im Ort hinter der Wüste in der Bar sitzt, schon den ersten Teller Nudeln gegessen hat und auf uns warten wird, denn er wolle auf jeden Fall noch einen zweiten Teller essen. Wir kommen an, vor Flo steht eine Batterie an leergetrunkenen Dosen und wir quatschen. Leider stellt sich raus, dass aus den Nudeln nichts wird, weil sie aus sind. Also wird die Alternative genommen: Tortilla auf Baguette. Flo ist völlig platt und will direkt im Ort schlafen, Ini und ich fahren durch die Nacht noch bis Alfaro weiter, wo wir neben dem Sportgelände einen wunderschönen Rasen zum Lagern finden.
Am kommenden Morgen geht um 4 der Wecker. Wir räumen die Sachen zusammen und es geht weiter. Tag drei. Es geht natürlich rauf, durch die Weinberge. Eine Passage, ca 600m, ist mehr Geröllpiste als irgendwie fahrbar. Als Alex und ich das Training fuhren, wurden wir auch noch zusätzlich von Fliegen belagert. Sie bringen um die frühen Morgenstunden wohl ihre Kinder zur Schule oder schlafen lieber aus, auf jeden Fall haben wir unsere Ruhe. Dafür nervt mich mein Rücken unendlich. Das Spielchen, das ich schon vom Swissman kenne, geht wieder los. Jeden Kilometer Füße an den Boden, aufdehnen und weiterfahren. Ini hat eine Engelsgeduld. Irgendwann, es ist noch Morgen, ändert sich das Gelände und wir fahren in ein ziemlich bewaldetes Gebiet. In dem Ort trinken wir mal wieder eine Fanta, Ini bleibt da für einen Teller Nudeln, ich fahre weiter. Es geht rauf und runter in einer wunderschönen Landschaft. Gegen Mittag geht es mal wieder den Berg hoch. Und der Körper sagt plötzlich, dass er keinen Bock mehr auf Rad fahren habe. Na gut, dann wird halt geschoben. Immer in Bewegung bleiben. Krise kann man auch im Gehen machen. Da kommt auch Ini wieder von hinten und wir fahren gemeinsam über die Bergkette, von Windrad zu Windrad und es ist einfach wunderschön. Auch, wenn die Steigungen so steil sind, dass man die letzten Meter wieder schieben muss. Irgendwann geht es runter. Nächster Ort. Im danebenliegenden Park tauschen Ini und ich die Bremsbeläge an meinem Rad – nachdem wir uns am lokalen Brunnen geduscht haben. Ini bleibt noch im Park zum Ausruhen, ich fahren weiter zu den „drei Zinnen“ – drei Anstiege kommen nun, ich dachte, der Name wäre passend. Den ersten Anstieg geht es tatsächlich komplett auf Asphalt hoch, den zweiten dann eher über Hoppelweg und Kuhwiese. Fast oben angekommen wird der Wahoo sehr unklar in der Wegführung. Bevor ich drüber nachdenke, was ich nun mache, hocke ich mich erst einmal hinter einen Baum und dann kommt auch schon Ini. Wir schlagen uns über einen quasi unfindbaren Weg durch den Busch. Wir sind endlos genervt von diesem Stück des Weges… Aber irgendwann ist auch das vorbei, wir fahren runter und im nächsten Ort kauft Ini noch schnell was ein und dann trinken wir in der lokalen Bar mal wieder eine Fanta, bevor es in der Abenddämmerung den nächsten Anstieg auf Asphalt raufgeht. Einen Plan, wie weit wir fahren wollen, haben wir nicht, deswegen fahren wir runter (auch auf Asphalt!) und es rollt einfach großartig. Es ist schon dunkel, der Mond geht auf und ich bin ein bisschen traurig, dass ich die Gegend, durch die wir gerade fahren, nicht im hellen sehen kann. Wir kommen durch ein Dorf, in dem auf der Straße Party gemacht wird. Als die Bewohner uns sehen, werden wir von allen angefeuert. Ich habe Tränen in den Augen, weil ich diese Anteilnahme so großartig finde. Wir fahren weiter bis zum Kloster. Dort sehe ich, dass Alex 10 Minuten früher ins Ziel kam! YEAH! Ini will am Kloster bleiben, ich will noch ein bisschen den Berg rauf. Es ist kurz vor Mitternacht, als ich mich auf den Weg machen. Ein kurzes Stück lässt sich noch fahren, dann muss ich schieben. Einen Berg im Dunkeln hoch, bei dem man nicht sieht, wie es weitergeht, ist für den Kopf echt übel. Und wenn man dann noch müde ist…aber irgendwann ist das steile Stück vorbei und ich kann weiterrollen. Die Nacht ist unglaublich mild, der Vollmond scheint, ich rolle über eine Hochebene mit Kühen und denke, dass ich nun mal meine Isomatte ausrollen sollte. Unter Tannen finde ich einen Platz und schlafe direkt ein. (es wäre ja auch mal voll schön gewesen, den Sternenhimmel ausgiebig zu bewundern, aber das gaben die Prioritäten nicht her ??)
Drei Stunden später geht der Wecker. Es ist immer noch mild, hell vom Vollmond und ich denke, dass nur noch 150km vor mir liegen. Sollte ja nicht so schwierig sein. Es geht weiter den Berg hoch. Erst einmal fahrend, dann geht es ein bisschen runter und irgendwann stehe ich noch im Dunkeln vor einem Trail. Auf gar keinen Fall werde ich hier fahren, denn ich kann nur erahnen, dass es rechts ziemlich steil und weit den Berg runter geht. Also schieben. Dann kommt noch eine Hikeyourbike-Tragepassage. Und Ich sehe rechts neben mir den breiten Weg hochgehen und würde so gerne auf dem unterwegs sein anstatt mein Rad durchs Unterholz zu schieben. Ich kann mein Glück kaum fassen, als die Route mir dann tatsächlich anzeigt, dass ich auf den Weg darf und dort weiter hochfahren darf. So einfach kann man Menschen morgens in der Dämmerung glücklich machen! Irgendwann komme ich an dem Brunnen vorbei, der für Alex am Vortag ein wahres Labsal war und für mich das Zeichen, dass ich den Gipfel zu ¾ geschafft habe. Es geht weiter nach oben und es wird heller. Und ich genieße den Blick über eine großartige Landschaft. Dann endlich bin ich oben und es geht mal wieder runter. Erst über Schotter, dann ab der Skistation auf Asphalt. Aber nicht zu lange, dann geht es wieder einmal rechts den Berg rauf. Und so geht es weiter. Immer wieder habe ich Passagen, in denen der Weg zu steil wird zum Fahren und ich schieben muss. Ich zähle sehnsüchtig die Kilometer rückwärts und will einfach nur ankommen. Aber, das wird noch dauern… Irgendwann komme ich in ein Ebene und es rollt geschmeidig. Ich bin auf dem Camino und mir kommen unzählige Pilger entgegen. Aber irgendwann ist dieses geschmeidige Gerolle vorbei und es geht durch Weinberge. Es wird warm und Weinberge sind echt nicht mein Favorit, was Steigungen betrifft. Es geht ruppig rauf – und dann auch wieder runter. Zur Mittagszeit komme ich durch einen Ort. Der örtliche Brunnen lässt sich nicht finden und so spendiere ich mir selbst eine Flasche Wasser. Der Großteil wird direkt getrunken, der Rest zum Entsetzen der irgendwie Anwesenden über den Kopf gegossen. Und weiter. Wieder Weinberge in der Mittagshitze. Ich will in einen Kühlschrank! Irgendwann sind die Weinberge zuende und es geht wieder eher durch Wald. Fragt mich nicht, zu welchem Zeitpunkt. Dürfte so 80km vor dem Ziel gewesen sein. Auf einer Tragepassage ist Ini auch wieder da. Wir fahren gemeinsam weiter, erzählen uns vom Tag, sind aber in erster Linie darauf fokussiert, vorwärts zu kommen. Alex hatte mir noch die Nachricht geschickt, dass ich mir für den letzten Anstieg Energie aufheben sollte. Wir rollen weiter, durch einen Wald, über freies Gelände…nur noch 40 km…in einem Matschloch fängt sich Ini einen Platten ein. Im nächsten Ort halten wir und er flickt. Ich erinnere mich, dass in Okina die Zeit genommen wird und ab da es nur noch runter in die Stadt geht. Wir nähern uns Okina – aber, Alex hatte Recht: es war gut, sich etwas für die Meter am Fluss aufzuheben. Es geht leicht bergauf, der Weg ist mit großen Steinen ausgesetzt und kaum fahrbar, ich bin total müde und dann zieht ein starker Wind auf und ich habe wenig Bock auf noch nass werden. Ini zieht von dannen, was völlig ok ist. Dann taucht plötzlich von hinten ein anderer Athlet auf, der sich 1000mal entschuldigt, dass er mich jetzt überholt und aber er erklärt mir, dass er nicht mehr im Rennen sei. Ich muss so fertig aussehen, dass er mir sogar noch seine Banane anbietet. Die ich dankend ablehne. Ich schiebe, rolle, trage weiter das Rad über die Steine. Jedes Aufsteigen wird zur Qual, weil der Hintern so hinüber ist. Dann endlich komme ich in Okina an. Ich kann mein Glück kaum fassen, aber es geht auf der Straße die letzte Steigung rauf. Fast ein Klacks. Und ab oben rollt es für 12 km in die Stadt. Ich komme durch eine Siedlung (sie haben ihr eigenes Ortsschild, aber de facto stehen da zwei Häuser) und die Familien, die dort wohnen, feuern mich bei der Durchfahrt an. Ich habe Tränen in den Augen, weil ich das so lieb und großartig finde. Die letzten Kilometer durch die Stadt kenne ich schon von der Streckenbesichtigung. Wie immer ist es eigenartig, nach Tagen ohne Ampeln plötzlich wieder im Stadtverkehr zu sein. Ich wusele mich durch den Verkehr und komme im Ziel an. Alex wartet schon, Ini ist nur sechs Minuten vor mir angekommen. Wir umarmen uns, Fotos werden gemacht, ich darf mich auf einen Campingstuhl setzen und einfach mal atmen.
Weil es ziemlich kühl ist, packen wir dann aber zügig die Sachen zusammen, Ini und ich verabschieden uns und Alex und ich fahren jeder im Stehen zurück in die Ferienwohnung. Geschafft! Eine Dusche bekommt nach so einem Abenteuer einen ganz anderen Stellenwert. Ebenso das Schlafen in einem Bett. Wobei ich nicht sagen kann, dass ich die Nächste schlecht geschlafen hätte. Aber es war immer ziemlich kurz.
Crosssaison 2022/2023
So, und auch die Crosssaison ist schon wieder rum. Wir hatten wieder jede Menge Spaß, tolle Rennen, viele Freunde wieder gesehen und … keinen Erfolg gehabt 😉 Im Ernst, die 4-5 Monate im Winter sind mittlerweile unser absolutes Saisonhighlight, auch wenn Julia und ich hier längst nicht so erfolgreich sind, wie bspw. im Triathlon früher, aber es macht halt einfach Spaß:
Alex beim Badlands 2022
Ok, ich gebe zu, ich bin spät dan, aber nun kommen hier immerhin einige Impressionen von meinem Start beim Bandlands im vergangen Jahr. Zu dem Rennen habe ich auch ein kurzes Video erstellt:
Aber es gibt natürlich noch weitere Photos:
Gravel One Fifty in Veenhuizen
Erst einmal nur ein Bild, das ich grad auf Facebook gefunden habe. Bericht kommt noch….
Julia beim Further
Nach dem ursprünglichen Plan wollten Alex und ich gemeinsam beim further starten. Aber dann kam leider sein Unfall mit den gebrochenen Rippen dazu und schnell war klar, dass das mit dem Rad tragen, was beim Further extensiv gemacht wird, nicht klappen wird. Und weil ich ja schon vergangenes Jahr sagte, dass ich es auch alleine führe, kam es dann auch so.
Am Vorabend vor dem Start trafen sich alle 37 Starter (30 Männer, 7 Frauen) und einige Fans, Anhänge, Orgas und mein Edelsupporter zum Abendessen. Weil es Further ist, trifft man sich nicht in irgendeinem Restaurant, sondern am Start auf der Hütte Refuge de Rulhe. Dorthin führt keine Zufahrtstraße, sondern wir durften an dem Donnerstag schon mal das Rad schieben/tragen auf den 3 Kilometern Aufstieg zum Refuge üben.
Nachmittags schauten Alex und ich uns noch einmal die Startgerade an: 50m konnte man ungefähr fahren, dann konnte man das Rad schon schieben/tragen ??
Das Abendessen verlief ruhig, viele der Teilnehmer kannten sich schon von anderen Rennen. Alex und ich verkrümeln uns früh ins Bett, um 6 Uhr am nächsten Tag würde die Nacht zuende sein.
Der Wecker ging und ich war schon völlig aufgeregt. Das war alles so ganz anders als die anderen Rennen. Erst einmal Frühstück, dann wird das Rad gecheckt, Sonnencreme verteilt und dann zieht sich die Zeit bis zum Start um 9 Uhr scheinbar endlos…
Ich bin so angespannt, dass ich kurz vorm Weinen bin. Dann endlich geht es los, die Horde stürmt auf den Hügel und jeder versucht die beste Linie zu finden. Die kommenden zwei Stunden bin ich damit beschäftigt, das Rad, obwohl es bergab geht, irgendwie schiebend/tragend bis zur nächsten Straße bzw. fahrbaren Passage zu bekommen. Wir Frauen sortieren uns eher hinten im Feld ein, manchmal quatscht man kurz, aber dann geht es schon wieder alleine weiter. Kurz vor Ende des Abstiegs steht Alex, macht Fotos und feuert an. Dann geht es endlich auf den Asphalt und ich fliege den Berg hinunter. Aber nicht allzu lange, denn dann geht es links wieder einen Wanderweg nach Larnat raufzuklettern. Vor mir sind zwei Franzosen, die dann auch irgendwann aus dem Blickfeld verschwunden sind. Als ich wieder einmal Asphalt unter den Füßen habe, ziehe ich die Schuhe um.
Nach dem Schuh- bzw. Blasendrama vom vergangenen Jahr von Alex war die Idee, mit zwei Paar Schuhen unterwegs zu sein. Mit MTB-Schuhen, wo es fahrend geht, mit Laufschuhen, wo man das Rad schiebt oder trägt. Also, der erste Schuhwechsel wird geprobt. Von anderen Athleten ist nichts zu sehen. So kurbel ich also den ersten Berg hinauf, esse, trinke und freue mich schon auf die Abfahrt. Es geht wieder zurück nach Larnat, wo ich die Flaschen auffülle. Dann noch ein bisschen weiter runter zur Ariege, dort nach Sinsat, wo Alex mal wieder steht und mir sagt, dass sein “Mitfahrer”Mihal vom vergangenen Jahr vor mir sei. Es geht wieder einmal den Berg hoch, den Mont Fourcade. Irgendwo am Anstieg stoße ich auf Mihal und wir sind ein Stück des Weges gemeinsam unterwegs und genießen die Aussicht. Durch die Heidesträucher geht ein Weg – der ist aber nur breit genug für das Rad oder für den Menschen nebendran. Ich übe mich im priorisieren. Aber irgendwann ist auch das vorbei, denn dann geht es Richtung Gipfel. Ich packe meine Tragegurte aus und nehme das Rad auf den Rücken. Zum Glück ist es am Gipfel bewölkt. Ich habe nicht mehr viel Wasser in den Flaschen und wenn hier die Sonne noch schiene…Endlich sind wir oben und dann geht es in die Abfahrt Richtung Tarascon. Im nächsten Ort ist der Brunnen von anderen Mitfahrern belagert, ich hole mir mein Wasser und fahre weiter.
In Tarascon wartet Alex, ich biege direkt ab zur Bäckerei, hole mir ein Baguette und eine Fanta. Herrlich! Alex sagt, dass er am Col du Port noch einmal warten wird. Das wird auf jeden Fall spät werden, denn es ist schon 7 Uhr. So trete ich wieder einmal den nächsten Berg hoch und rauf auf die Hochebene zum Col du Port. Unterwegs ist ein französisches Ehepaar so nett und spendiert mir noch eine Flasche Wasser. Mir geht es gut und ich freue mich auf das Wiedersehen mit Alex. Oben auf der Hochebene angekommen wird es allmählich und dann ganz dunkel. Vor mir sehe ich in der Ferne drei Lichter von Mitfahrern, wie die einen Berg hochsteigen. Damit ist auch das Lied des Rennens bestimmt: “there’s a light” aus der Rocky Horror Picture Show, das ich nun viele Male im Kopf vor mich hin singen werde. Ich denke, hach, wie schön dann bist du ja bald da. Ja, nee, Pustekuchen! Als ich den ersten Hügel dann im Dunkeln hoch bin, stelle ich fest, dass es weitere Hügel gibt, die noch überstiegen werden wollen. Die Zeit scheint endlos. Ich bin müde, könnte direkt auf dem Weg im Sitzen einschlafen, aber ich denke an mein Rendezvous mit Alex und schiebe weiter. Aber ich bin kurz davor, aufzugeben. Dann sehe ich am Horizont noch ein Gewitter…nee, Regen will ich nun nicht auch noch. Dann verlaufe ich mich noch zweimal am Berg und die Stimmung ist ganz am Boden. (Mein zweites Verlaufen führte Alex zu der Annahme, dass ich oben in eine der Hütten wollte zum Übernachten, weshalb er dann schon fuhr und nicht mehr am Col auf mich wartete. Da waren Hütten???) Als ich das zweite Mal auf dem richtigen Weg wieder bin, stoße ich auf Michel, mit dem ich die letzten Meter vom wirklich letzten Hügel meistere und dann steigen wir gemeinsam ab. Denn dummerweise ist auf der Rückseite von hochgestiegenen Bergen selten die Asphaltstraße zurück ins Tal…Alex ist nicht da und so fahren Michel und ich einfach weiter zum Curfew Punkt Nummer 1. Ich bin zwar mehr als unlustig, aber zu zweit ist es ok an der Stelle. Und zum Glück interessiert sich das Gewitter nicht für uns.
Die Curfews sind Stopppunkte, die man nicht “überfahren” darf in der Zeit zwischen 20:45-6:30. Camille, der Race Director hat das als zusätzlichen Spannungsbogen mit eingebaut, aber auch, damit man nicht in nicht ganz einfachen Wander/Tragepassagen die Nacht verbringt und dort noch etwas passiert.
Alex sagte mir vorher, dass bei dem Punkt eine verlassene Siedlung sei, aber die “guten” Schlafplätze sind belegt und weil es mittlerweile 3 Uhr nachts ist, bauen wir unser Lager einfach im Freien auf. Ich schlafe ein wie Stein.
Um 6:30 werde ich wach, Michel ist schon am fast loslaufen und ich folge ihm knapp eine halbe Stunde später. Es gilt in den nächsten 7 Stunden immerhin mal 30km zu machen. Es geht wieder einmal den Berg rauf, nach dem Schieben kommt das Tragen…Wieder einmal. Zum Glück hatten Michel und ich in der vergangenen Nacht noch einmal an einem Brunnen Wasser geholt, so dass es mir hier gut geht. Die Landschaft, ja endlich sage ich es auch einmal, ist atemberaubend schön! Alles unsers! Aber es ist anstrengend, dorthin zu kommen. Oben angekommen geht es auf einer Schotterstraße Richtung Tal. Dort habe ich auch meine einzige Begegnung mit den Schäferhunden – zum Glück waren die dort unter Aufsicht ihrer Herrchen. An deren Hütte hole ich noch einmal Wasser, ziehe die Schuhe um und dann geht es Richtung Tal. Auf der Abfahrt kommt mir Alex entgegen und ich habe Tränen in den Augen, weil ich so froh bin, ihn zu sehen. Wir rollen kurz gemeinsam durch Vicdessos, bis er sich verabschiedet, denn er braucht nicht über den nächsten Berg mit dem Rad auf dem Rücken steigen. Denn es geht wieder einmal hoch. Anfangs lässt sich noch fahren, dann nur noch schieben und wir (Rich ist 200m hinter mir, deshalb “wir”) an einer Hütte raus. Dort gibt es Wasser, einen netten Großvater und seine Enkelin. Ich fülle die Flaschen auf und weiter geht es. Rich ist mit dem MTB unterwegs und kann deshalb einige Passagen eher fahren, weswegen er mich dann auch schnell überholt. Aber am folgenden Anstieg hole ich ihn wieder ein. Oben auf dem “Ridge” nach einer fiesen Kletterei (dank an Tragegurte und Laufschuhe!) nordet der Wahoo ein bisschen spät und zeigt für einen Moment nach links, wo es zum nächsten Berg geht. Zum Glück fängt er sich aber und es geht ins Tal. Wobei auch dieser Weg nicht einfach ist – immer wieder stehe ich vor der Entscheidung, ob das Rad oder ich überleben dürfen. Endlich unten…
Dort wartet Alex und sagt, dass in Aulus Les Bains es einen Laden gäbe und ich noch bis Les weiterfahren solle (Les ist der zweite Curfew Punkt). Alles klar, wird gemacht. Im Laden hole ich mir ein Baguette und eine Cola. Und obwohl es verführerisch ist, sich zu den anderen zu setzen, fahre ich fast direkt weiter. Es geht relativ flach los und ich denke nur, dass das dicke Ende noch kommen wird. Denn ich habe 40km auf dem Tacho und nur knapp 2000hm. Da fehlen noch 100km und gute 3000hm, um den Tag zu beenden. So rolle ich den Nachmittag durch den etwas flacheren Teil der Pyrenäen, bis dann Richtung Spätnachmittag das dicke Ende kommt. Es geht noch einmal ordentlich den Berg rauf, zu einer Skistation und dann runter nach Melles (dort sehe ich, wie Esel Gassi geführt werden: angebunden ans Auto und dann darf das Tier dem Auto hinterherlaufen) und anschließend der Grenzübergang nach Spanien. Es ist dunkel, ich mache Licht an und sehe, dass mal wieder ein Gewitter heranzieht. Also, noch einmal ein bisschen Tempo bis nach Les. Alex sagte mir, dass der Curfew Punkt hinter dem Campingplatz sei und ich bin 300m auf dem Weg als er anruft und sagt, dass ich in der roten Zone bin. Alles klar, umdrehen und in Les eine Übernachtungsmöglichkeit suchen. Die Hotels sind voll und so suche ich mir meinen trockenen Schlafplatz vor dem Gewitter nach ein bisschen hin und her auf dem Campingplatz zwischen den Rafting Schlauchbooten. Ich esse noch schnell was und dann habe ich immerhin dank Curfew eine Pause von knapp 5 Stunden.
Am nächsten Morgen geht der Wecker um 6 Uhr. Meine Idee ist, dass ich am Abend fertig sein werde…lustige Idee! Aber erst einmal geht es den Berg wieder rauf. Erst zu fahren, dann zu laufen. Denn Fahrteil mache ich gemeinsam mit Simon, den Laufteil mal wieder mit Michel, der uns einholt, während wir noch auf der Suche nach dem richtigen Weg sind. Der Einstieg zum Laufen ist blöde zu finden und plötzlich sind Michel und ich mal wieder gemeinsam am Berg. Dieses Mal sehen wir sogar was! Hammer, diese Aussicht! Es geht rauf zu ehemaligen Minen und auf dem Weg sieht man noch einige Überreste. Unten im Anstieg sehe ich Neils Trinkflasche und wundere mich, warum die hier liegt (es stellte sich raus, dass die Führenden es bis oben schafften, aber es dann zu spät für den Abstieg war. Das Gewitter traf die Gruppe heftig und Neil litt an so starker Unterkühlung, dass er in der Nacht noch abstieg und dabei vermutlich die Flasche verlor). Wir schieben den Berg hoch – durch eine tolle Landschaft. Aber oben ist in der Regel beim Further nicht oben, sondern es geht nach ein bisschen Abstieg wieder rauf. Hier trennen sich mal wieder die Wege von MIchel und mir, da ich ein bisschen schneller laufe. Dann geht es zu der alten Siedlung der Minen – Wahnsinn, wenn man bedenkt, was hier geleistet wurde ohne viel Infrastruktur! Aber auch hier ist die Abfahrt nicht einfach, immer wieder gibt es Schiebestellen, bzw. ich ziehe es vor zu schieben, weil ich keinen Platten riskieren will. Dabei treffe ich zwei Moutainbiker, die völlig verblüfft sind, hier jemanden mit dem Gravelrad zu treffen und wenig später Vater und Sohn mit ihren Kross-Motorrädern, die mich auch ankucken, als käme ich vom Mond. Aber irgendwann wechsle ich mal wieder in die Radschuhe und denke, dass nach 8 Stunden 35 Kilometer auf dem Tacho stehen bedeutet nichts Gutes für das heutige Finish. Mal sehen.
Dann in einer langen Abfahrt geht es runter, ich fülle mal wieder Flaschen auf, irgendwo in Spanien, und dann geht es einen Pass rauf. Zum Glück mit Asphalt, zum Glück mit moderater Steigung. Hier fährt Philippa auf mich auf und wir fahren gemeinsam bis oben und quatschen. Runter geht es dann mit bis zu 70km/h und ich habe massig Freude. Aber natürlich weiß ich: ich muss noch über 1,5 Berge, dann kommt Andorra und dann noch die letzten 4 Stunden mit dem Rad auf dem Rücken. Also, weiter. Im Abendsonnenschein fahre ich den nächsten Bergübergang. Die Müdigkeit der Muskeln setzt allmählich ein und ich muss zweimal im Anstieg absteigen und ein Stück schieben, um den unteren Rücken zu entlasten. Als ich oben bin, geht es in die Dämmerung. Ich schaue auf die Kilometeranzeige und denke: na, noch 40 Kilometer, das könnte noch klappen. Guter Plan, aber war leider nicht. Als ich im vermeintlichen unten ankomme, ist es fast dunkel. Und dann geht es noch einmal den Berg rauf – bei dem ich nicht sehe, wie lang es noch ist. Mittendrin ruft Alex an – aber die Verbindung klappt nicht und ich schreibe ihm die Nachricht, dass ich mich melde, wenn ich in Andorra bin. Endlich habe ich auch den nächsten Berg geschafft. Auf einer üblichen Holperabfahrt geht es ins Ziel. Der Wahoo will plötzlich, dass ich einen Gefühlt senkrecht runter gehenden Wanderweg nehme. Eh, lieber nicht, ich bleibe auf dem breiten Weg. Der mich auch ins Tal führt. Unten sehe ich ein Hotel und ich bin an der Stelle so durchgefroren, dass ich am liebsten abgebogen wäre. Aber nein, ich fahre bis Andorra, telefoniere mit Alex (der mir sagen wollte, dass ich nicht den Gefühlt senkrecht nach unten gehenden Wanderweg benutzen soll) und dann geht es einmal durch Andorra. Dieses Fleckchen Erde, das gefühlt nur aus Tankstellen, Straßen, Geschäften, viel Licht und Lärm und noch mehr Tankstellen besteht…Und nach drei Tagen Wildnis und Einsamkeit ist das irgendwie ein Zuviel an Zivilisation. Mittlerweile ist es 23 Uhr und ich verabschiede mich von dem Plan, heute noch zu wandern. Ich will nur nach Soldeu, damit ich tags drauf dann direkt wandern kann. Also, weiter durch Andorra…irgendwann endet auch mal die endlose Stadt und ich komme in Soldeu an. Ich suche mir ein Schlafplätzchen in einem geschlossenen Restaurant, bei dem die ganze Nacht die Beleuchtung brennt, aber ich bin so müde, dass mir das auch egal ist. Zum Glück ist die Nacht kurz genug, dass ich zwar friere, aber dann dankbar bin, als ich aufstehen kann. Ich packe meine Sachen (ein letztes Mal, freu!!!), esse mal wieder einen Riegel zum Frühstück und mache mich auf…Und wer kommt mir beim Einstieg entgegen? Michel ?? Wir quatschen kurz, aber dann bin ich schnell weg. Dass Alex und ich den Weg schon einmal vorher gingen, hilft. Ich schaue immer auf die Uhr, wieviel Zeit vergangen ist, um zu wissen, ob ich wieder was essen muss. In gewisser Weise waren die vergangenen Tage sehr zeitlos. Ich steige über den Grat und wieder runter an den See. Dort laufe ich am Ufer entlang und ich weiß, dass nun das schwierigste Stück kommen wird. Der Wanderweg zwischen Geröll und Fels. Es ist schon ohne Rad nicht einfach, dort durchzukommen. Und ich habe noch ein relativ vollgepacktes Rad auf dem Rücken. Aber ich weiß, dass es bald wieder besser werden wird. Und das wird es auch. Noch einmal bin ich sehr dankbar für die Laufschuhe, balanciere mein Rad und mich über die Steine, sehe manchmal das Refuge und bleibe konzentriert. Dann ist der ganz schwierige Teil vorbei und es geht wieder einmal rauf. Es dauert natürlich, aber ich weiß, dass ich ankommen werde. Ich wandere an der Quelle für das Refuge vorbei und weiß, dass es nun nur noch 500m bis ins Ziel sind. Ich schaue noch einmal hinter mich, Richtung Tal, wo unten die Kühe weiden und der See so friedlich ist. Ich bin in dem Moment so unendlich dankbar, dass ich dieses Rennen machen durfte – und dass ich am Col du Port nicht einfach nach links (Richtung Tarascon und damit Campingplatz) abbog, sondern nach rechts. Dass ich die vergangenen Tage gesund und ohne Probleme durchgestanden hatte. Ich steige weiter hoch und da stehen auch schon Alex, Camille und die anderen. Ale kommt mir entgegen und nimmt mich in die Arme. Ich weine vor Erleichterung, Dankbarkeit, Zufriedenheit und auch ein bisschen Stolz auf mich selbst. Nach drei Tagen, einer Stunde und 30 Minuten ist mein Further vorbei.
Schritt für Schritt geht es aufwärts
Nachdem die Drainage nach drei Tagen gezogen wurde, entdeckte man in meiner Brust immer noch etwas Luft im Pleuralspalt, so dass ich noch das Wochenende im Krankenhaus verbringen durfte. Das war vor allem eines: laaaaaangweilig. In meiner Verzeiflung bin ich rund um das Krankenhaus spaziert, immerhind as durfte ich. Montag war es dann aber so weit und da Julia beruflich unterwegs bin und ich nicht mit einem Taxi fahren wollte, lief ich direkt wieder heim. Wenigstens etwas Bewegung.
Mir war ja dann klar, dass es noch etwas dauern würde, bis die Rippen verheilt waren, aber ich konnte mit einreden, dass es jeden Tag etwas besser wurde. Schon im Krankenhaus hatte ich mir die Schmerzmittel am Tag abgewöhnt, nach zwei Wochen konnte ich auch nachts darauf verzichten. Ok, im Bett liegen war die Hölle, aber das war auch mit den Schmerzmitteln nicht viel besser. Also Augen zu und durch.
Immerhin hatte ich den Arzt überredet, dass ich direkt wieder arbeiten durfte. Ich muss in meinem Job ja nur tippen und reden können, und daran hinderten mich die Rippen ja nicht. Der einzige Nachteil war, dass ich mit der S-Bahn ins Office fahren musste, da ich noch nicht wieder das Rad nehmen wollte. Dank des 9-Euro Tickets war das aber auch nicht weiter dramatisch. Heim bin ich dann allerdings immer gelaufen, so scharf war ich auf die Drängelei in der Bahn nicht, zumal da immer noch genug Idioten meinten, keine Maske zu tragen – und Niesen wollte ich nun wirklich nicht.
Zwei Wochen nach dem Unfall traute ich mich dann wieder vorsichtig auf der Rolle zu fahren und das ging sogar relativ gut. Sicherlich taten die Rippen arg weh, aber es tat gut, sich mal wieder zu bewegen.
Eine Woche später ging es mir sogar schon wieder so gut, dass ich mich mit dem Rad in den Wald traute und da eine kurze Rude fuhr. Mit dicken Reifen und extrem vorsichtig war das auch gut möglich.
Eine Kontrolle beim Doc ergab dann auch, dass die Lunge wieder wie vor dem Unfall aussah und auch die Rippen lagen in einer guten Position und fingen schon an zusammen zu heilen. Das wird aber noch etwas dauern. Damit war alles klar, und ich konnte wieder von der S-Bahn auf das Rad umsteigen und damit zur Arbeit fahren.
Gefühlt geht es mir nun eigentlich jeden Tag besser, letzten Sonntag konnte ich sogar meine Unfallstelle besuchen und bin direkt 100km dafür gefahren. Das ging schon sehr gut, beinahe scherzfrei. Nun noch eine Woche dann geht es ab zunächst nach Frankreich – Julia wird beim Further starten, eine Woche danach will ich dann beim Badlands starten. Das wird zwar nicht so ambitioniert, wie ursprünglich geplant, aber dafür habe ich dann mehr Zeit um Photos der tollen Landschaft zu machen…
Vollbremsung :-(
Letzen Sonntag war ich mal wieder massiv geschickt: auf meiner Tour im Odenwald dachte ich zu Beginn noch, dass die Form grad richtig ansteigt, es machte richtig Spaß die Hügel rauf und wieder runter zu fliegen. Dann verlor ich jedoch in einer leichten Straßenabfahrt schlagartig Luft im Vorderreifen (keine Ahnung, ob da ein Schlagloch war) und konnt nicht mehr richitg steuern. Dummerweise kam dann eine Kurve, asu der ich flog und im Straßengraben landete. Das klingt nunr eigentlich nicht dramatisch und ich dachte mir auch nicht viel dabei. Ok, ich war irgendwie auf die rechte Seite geknallt und der Brustkorb tat weh und atmen fiel mir schwer. Ich dachte mir: Mist, hast Dir die Rippen geprellt, das wird eine Zeit weh tun. Es kamen dann zum Glück einige andere Radfahrer, die mir halfen mein Rad zu reparieren und mit mir nach Groß Umstadt fuhren, wo sie mich überredeten, mich von Julia abholen zu lassen. das war auch gut, denn nachdem das Adrenalin nachließ, finden die Schmerzen dann doch an stärker zu werden. Aber gut, Rippenprellung halt – dchte ich….
Also die Schmerzen auch am Dienstag immer nocht nicht wirklich aushaltbar waren ging ich dann doch zum Doc hier und dann ging alles ganz schnell. Nachdem er eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs gemacht hatte, war klar: Rippenserienfraktur (6 Stück habe ich geschafft) und leider ein kollabierter rechter Lungenflügel. Das heilt leider nicht von selbst, im Gegenteil, ich musste sofort mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus und in einer Art Not OP wurde mir eine Drainage in die Brust gesetzt, um den Lungenflügel wieder zu entfalten. Das klingt schlimmer als es ist, die OP wurde aber unter einer kurzen Vollnakose durchgeführt, danach musste ich halt 3 Tage mit Schlauch in der Brust und einem Kästchen daran herumlaufen. Glücklicherweise war ich weitgehend mobil, aber halt im Krankenhaus. Hier musste ich auch nach dem Ziehen der Drainage noch drei weitere Tage bleiben, um dann noch eine Kontrolle zu machen. Die lief gut und mit wieder hergestelltem Lungenflügel durfte ich wieder heim. Was die Rippen angeht, konnte man leider nix machen, da muss ich nun durch, 6-8 Wochen sagen die Ärzte, damit ist denn mein Plan für die restliche Saison gelaufen, Rad am Ring ohnehin, Further wird wohl auch nicht klappen, meine Hoffnung ist nun, dass ich bis Badlands wieder soweit heile bin, dass ich da zumindest mitfahren kann, wenn dann auch langsamer als bisher geplant…