Nachdem das Gerolsteiner Tour Festival im vergangenen Jahr komplett im Dauerregen stattfand, gab es dieses Jahr schon eine kleine Besserung, es regnete nur an einem Tag, aber der Reihe nach.
Das Festival findet an drei Tagen statt, Freitag steht ein Zeitfahren auf dem Programm, Samstag ein Radmarathon und Sonntag ein Teamzeitfahren. Ich dachte mir: wenn schon denn schon und wollte natürlich alles mitmachen, damit sich die Anreise auch lohnt.
Eigentlich müsste man den Wettkampf anders ausschreiben und Bergzeitfahren nennen, denn eine 30km lange Strecke mit 650hm ist nicht wirklich eine klassische Einzelzeitfahrstrecke. Glücklicherweise kannte ich den Kurs aus dem letzten Jahr und bin mit dem konventionellen Rennrad an den Start gegangen. Ausreichendes Warmfahren vor dem Start ist ebenfalls Pflicht, denn ein Einrollen gibt es nicht: Rampe runter und Berg wieder rauf. Bei mir lief es ganz gut, nur merkte ich dann doch irgendwann, dass ich immer noch 4kg zu schwer bin. Bis zu meinem Start lag die Bestzeit bei ca. 54 Minuten, da wollte ich schon recht nah drankommen – also ohne Rücksicht auf Verluste die Berge rauf und wieder runter. Die Abfahrten waren teilweise in erschreckendem Zustand: Schlaglöcher und Dreck in den Abfahrten, besonders gerne in den Kurven. Bin aber dann dennoch gut durchgekommen. Der extrem starke Wind, der uns auf der Hinfahrt fast von der Autobahn geblasen hatte, war glücklicherweise kein großes Problem, da die Strecke größtenteils im Wald verlief und daher entsprechend windgeschützt war. Die ersten zwanzig Kilometer fühlte ich mich auch irre schnell, doch dann wurde ich von einem Fahrer überholt, der zwei Plätze hinter mir gestartet war – interessanterweise war er nur in den Abfahrten schneller, bergauf waren wir gleich stark – eventuell sollte ich doch mal das Abfahren lernen. Im Ziel blieb die Stoppuhr bei mir nach ca. 56 Minuten stehen, da die Bestzeit mittlerweile bei 52 Minuten lag, war ich somit am Ende nur 12ter. Immerhin ein Platz besser als im letzten Jahr, da war ich nur 13ter.
Samstag – Marathon
Der Samstag begann alles andere als gemütlich – als wir beim Frühstück saßen fing es an zu regnen und es sah nicht wirklich danach aus, als ob es noch mal aufhören wollte. Entsprechend gelaunt waren wir dann auch. Irgendwann ließ der Regen dann doch nach und wir kamen einigermaßen trocken zum Start und auch die Startaufstellung fiel nicht ins Wasser. Zum Start wurde das Wetter sogar richtig gut, doch das sollte sich schon bald ändern. Da die ersten beiden Kilometer neutralisiert waren, begann das rennen erst am ersten Anstieg, der entsprechend schnell gefahren wurde, so dass sich bereits dort eine Spitzengruppe von ca. 30 Startern gebildet hatte. Bergauf war auch nicht wirklich ein Problem dran zu bleiben, doch als es in die erste schnellere Abfahrt ging meldete sich mein Gehirn und sagte mir, dass ich diese Straßen nicht mit 80km/h runterfahren muss, also hatte ich nach der Abfahrt bereits einen Abstand von ca. 100 Metern zur Spitzengruppe, den ich alleine nicht mehr zufahren konnte. Für mich stand dann ein nahezu 80km langes Einzelzeitfahren an, die Spitzengruppe war weg und hinter mir war auch weit und breit niemand mehr – spitze. Das Wetter konnte sich dann auch nicht entscheiden – immer wenn ich dachte, ich könnte meine Regenjacke doch ausziehen, kam der nächste Schauer, so blieb alles gleichmäßig feucht und kalt. Es kam natürlich wie es kommen musste, ca. einen Kilometer vor dem Ziel holten mich drei Fahrer, ein, doch mir war das recht egal, ich wollte nur fertig werden und da anscheinend der größte Teil der Spitzengruppe nur die 53km strecke gefahren war, sprang für mich am Ende ein 11ter Platz raus, in meiner AK sogar siebter. Was will man mehr…
Sonntag – Teamzeitfahren
Das Teamzeitfahren war wieder der eigentliche Höhepunkt des Festivals – wirkliche Alternativen gibt es für Hobby-Sportler zu diesem Event eigentlich keine, zumindest ist mir keine bekannt. Es gilt eine 30km lange Wendepunktstrecke als Team zu absolvieren, wobei maximal 4 Fahrer ein Team bilden, wovon mindestens drei ins Ziel kommen müssen.
Zusammen mit drei Freunden ging es also an den Start, wobei unser Team etwas zusammengewürfelt aussah: jeder in seinem eigenen Trikot – im Gegensatz zu vielen anderen Teams, die in Einheitskluft starteten. Große Taktik hatten wir keine, jeder wolle so lange im Wind fahren, wie es ging, und dann freiwillig ausscheren. Direkt am Anfang führte die Strecke wieder einen Anstieg rauf, so dass zunächst jeder für sich kämpfen musste, wir kamen jedoch alle recht gut oben an. Die extrem schnelle Abfahrt führte durch ein Wohngebiet, war jedoch perfekt abgesperrt, so dass man bestens laufen lassen konnte. Das anschließende Flachstück machte dann richtig Spaß – dank regelmäßiger Wechsel konnten wir unsere Geschwindigkeit trotz recht heftigem Wind fast kontinuierlich über 45km/h halten. Direkt nach dem Wendepunkt waren dank Rückenwind 2-3 Kilometer sogar 50km/h drin – was ein Spaß. Natürlich ging es so nicht weiter, sprich wir wurden auch wieder langsamer und vor allem der Anstieg am Ende zog uns dann so ziemlich den letzten Zahn. Die letzte Abfahrt nahmen wir dann alle etwas vorsichtiger, da der Belag alles andere als gut war. Nach 41:33 waren wir dann auch im Ziel. Damit waren wir schneller gewesen als das Siegerteam im vergangenen Jahr, doch dummerweise hatten die anderen Teams auch aufgerüstet und so blieb für uns nur die Holzmedaille sprich der vierte Platz über.
Alles in allem wieder ein klasse Wochenende, vor allem das Teamzeitfahren macht richtig Spaß und ist sicherlich auch kein schlechtes Training für die kommenden Liga Starts.