Dieses Wochenende war es nun endlich soweit: unsere erste Overnighter Tour stand an. Nachdem wir die Tour am letzten Wochenende abbrechen mussten, da Julias Schaltung aufgegeben hatte, wollten wir es nun erneut versuchen. Das Wetter war immer noch bestens, Julia hatte eine neue Schaltung und Bremsen bekommen, und so ging es am Samstag nach einem ausgiebigen Frühstück los.
Die ersten Kilometer waren nun nicht die spannendsten: erst am Main entlang bis Wiesbaden, dann über den Rhein nach Mainz und von dort in die ersten Hügel bis nach Ingelheim. Bei herrlichem Sonnenschein und Rückenwind kamen wir sehr gut voran und waren bester Laune.
Weiter ging die Strecke wieder nach Bingen, dann ca. 10km direkt am Rhein entlang, bevor es dann ernst wurde. Wie schon bekannt, stand dann der erste längere Anstieg auf eine Art Hochebene an. Nicht wirklich steil, aber mit den Taschen am Bike dann doch anstrengend.
Über Rheinböllen und Simmern blieb es wellig, bevor uns eine längere Abfahrt an die Mosel führen sollte.
Bis hierher hatten wir noch die fixe Idee, auf die Übernachtung zu verzichten und durch zu fahren. Die “Abfahrt” belehrte uns dann eines besseren. Hier führte der Weg durch ein eigentlich sehr schönes Tal. Ärgerlicherweise verfuhren wir uns erst und dann hatten die vergangenen Stürme hier reihenweise die Bäume umgelegt. So stolperten, kletterten und krochen wir über oder unter den Bäumen durch oder versuchten sie zu umgehen, was in dem extrem steilen Geländer auch nicht ganz unkritisch war.
Nachdem wir endlich wieder normal fahren konnten, hatten wir für einen (?) Kilometer 1,5 Stunden gebraucht und waren doch arg platt. Damit war auch unser Plan durchzufahren hinfällig geworden und wir wollten nur noch bis zu unserem geplanten Lagerplatz kommen. Unterwegs wollte ich unsere Wasservorräte wie im letzten Jahr auf einem Friedhof für die Nacht auffüllen, doch hier hatte irgendein Scherzkeks das Wasser abgestellt. Na danke. Da es mittlerweile dunkel geworden war, fanden wir auch keine Gelegenheit mehr, an Wasser zu kommen, glücklicherweise half uns ein Anwohner in Bad Bertrich aus und das sogar mit warmen Wasser. Das war dann sogar besser als geplant.
In diesem Jahr wollten wir nicht wieder in der zugigen Hütte übernachten wie im letzten Jahr, sondern wir kletterten zu den sogenannten Steinzeithöhlen direkt unterhalb der Hütte. Die hatten wir im letzten Jahr entdeckt, nachdem wir in der Hütte bibbernd geschlafen hatten. Hier waren wir nun aber etwas windgeschützter und hatten die Hoffnung, dass es nicht zu kalt werden würde. Während ich das Abendessen auf dem Gaskocher warm machte, packten wir unsere Klamotten aus und richteten unser Schlaflager ein. Zusätzlich konnten wir uns noch etwas ein einem kleinen Feuer in unserem Grumpy Stove wärmen. Das hatte sich wirklich gelohnt, dieses kleine Schätzchen mitzunehmen.
Die Nacht wurde dann nämlich doch etwas kühler. Obwohl wir all unsere Klamotten angezogen hatten (Thermo Hose, Team Jacke, Daunenweste, 2 Buffs und Mütze) wachten wir immer wieder zitternd auf – erholsamer Schlaf ist anders. Irgendwann wurde es mir zu blöd und ich zog noch den Biwak Sack über den Schlafsack, so wurde es etwas wärmer (dafür war der Schlafsack am kommenden Morgen dann recht feucht, aber ok.). Gegen 6:30 war es dann genug und wir schälten uns aus den Schlafsäcken – mehr oder weniger erholt. Schnell ein Frühstück und ein Kaffee, während wir unsere Klamotten wieder zusammen packten. Dadurch, dass wir das Abendessen aufgefuttert hatten, hatte ich nun auch etwas mehr Platz in meinen Taschen.
Nach einer kurzen Abfahrt wollten wir in Bad Bertrich wie im letzten Jahr bei einem Bäcker ein zweites Frühstück futtern, doch der hatte zu. Dann eben so weiter. Die Rückfahrt hatte ich etwas umgeplant: eigentlich wollten wir auf einer ca. 200km Strecke durch Bad Kreuznach bis nach Mainz fahren, doch aufgrund des Ostwindes verkürzten wir die Strecke so dass es nur noch 150km werden sollten und diese auch weniger hügelig. So kamen wir erneut nach Simmern, wo wir dann auch einen Bäcker fanden, wo wir dann einen Kaffee und Kuchen bekamen.
Frisch gestärkt konnten wir dann auch noch die letzten Hügel überstehen (bei teilweise üblem Gegenwind) und dann nach Bingen runter an den Rhein fahren. Hier dann direkt am Ufer bis nach Main, also nicht wieder über die Hügel wie auf dem Hinweg. Leider war am Rheinufer doch recht viel los, das gute Wetter hatte scharenweise Spaziergänger angelockt, doch nach einem freundlichen Rufen, machten uns alle Platz. Da wir uns das Stück durch Wiesbaden nicht noch einmal geben wollten (sorry, die dortige Radweg Infrastruktur ist die absolute Katastrophe), fuhren wir über eine südlichere Rheinbrücke und dann am Südufer des Main bis Frankfurt. Hier kamen wir dann auch zeitig an, um in Ruhe alles auszupacken und den Rest des Tages zu chillen. Und ein Eis gab es zur Belohnung auch noch 😉
Alles in allem hatten wir so eine wunderschöne Radtour (ok, die Nacht war recht kühl, aber das macht ein Abenteuer doch auch aus) und einen guten ersten Test für unsere gemeinsame Bikepacking Tour im Rahmen des FURTHR. Nun überlegen wir grad, ob wir über Osten nicht sogar einen Doppel Overnighter fahren wollen….