Jo, das lief ja ganz gut, aber der Reihe nach.
Nachdem meine beiden Testwettkämpfe in Münster und Bruchköbel recht gut gelaufen waren, hatte ich ja in einem Anflug von Größenwahn angekündigt, dass ich unter 9 Stunden bleiben wollte. Insgeheim war das von Anfang an mein Ziel gewesen, aber soetwas vor einem IRONMAN anzukündigen, ist schon etwas überheblich. Irgendwann hatte ich mich dann doch verplappert und alle Welt sprach mich drauf an. Also hatte ich eine zusätzliche Motivation. Das sollte doch reichen. Mein Plan sah vor, 1:05 zu schwimmen, 3 Minuten T1, dann ca. 4:40 Rad zu fahren, 2 Min T2 und dann 3:10 zu laufen. Es kam nicht ganz so…
Das Schwimmen lief super – wieder einmal ein Beleg dafür, dass dieses exzessive Geschwimme nix bringt. 1:01:49 war meine Zeit. Ok, die Strecke war etwas zu kurz, aber sei es drum. Dafür war es abartig warm. Ich glaube, niemand konnte die Entscheidung der Organisatoren nachvollziehen, warum die Neos erlaubt waren. Aber sei es drum, ich hab es ja überlebt.
Der Wechsel war auch problemlos, zwar etwas länger als geplant, aber alles noch im Plan. Ich hatte ja nach dem Schwimmen 3 Minuten gut.
Das Rad: herrlich. Wie immer fuhr ich wie ein Irrer los, möglichst schnell wollte ich alle potenziellen Gruppen überholen. Das hatte als Nebeneffekt, dass ich nun wieder Europameister der ersten 12km bin 😉 Na gut, keine echte Wertung aber immerhin. Die erste Runde lief dann auch perfekt, knapp ein Schnitt über 40km/h. Und das, obwohl ich bewußt auf meinen Puls und die Watt achtete. Bei Kilometer 100 kam wie erwartet meine “Einbruch”, den ich aber dank Extran recht schnell überwinden konnte. Keine Ahnung warum, aber bei Kilometer 10 geht es mir immer schlecht (egal ob im Training, oder im Wettkampf)…. Die zweite Runde wurde doch etwas anstrengender, zumal der Wind auch etwas auffrischte. Dazu kam, dass ich fast komplett alleine unterwegs war, so dass ich keine Gegner mehr zum überholen hatte. So konnte ich wenigstens konsequent weiter futtern: alle 20 Minuten ein Gel, alle 45 Minuten ein drittel Riegel und regelmäßig trinken. Beim zweiten Mal in Bad Vilbel dann der Schock: ich war so ungefähr auf Gesamtplatz 25 (das war ok), aber nur 5ter meiner AK. Das gibt es doch nicht, da fahr ich wie ein Irrer und vor mir turnen noch 4 andere rum. Naja, nach 4:36:06 war dann die schöne Zeit auf dem Rad vorbei und die eigentliche Arbeit begann: 4 Runden um den Main.
Der zweite Wchsel lief auch bestens, da ich ganz alleine in der Wechselzone war, gab es hier auch kein Gedränge. 1:42 – Also war ich immer noch voll im Plan.
Lauf: vorgenommen hatte ich mir volles Risiko: entweder sollte es klappen, oder ich würde gnadenlos eingehen. Also lief ich so schnell es irgend ging los – den ersten Kilometer in 4 Minuten. OK, das war dann doch zu schnell. Also etwas langsamer und dann von Verpflegung zu Verpflegung. An jeder gab es Iso mit Wasser und dazu jede halbe Runde ein Gel. Nach ca. 8km musste ich einen Zwischenstopp im Dixie einlegen und etwas Ballast loswerden, danach lief es sich gleich viel besser. Die ersten beiden Runden liefen bestens, in der dritten fing ich dann aber doch an zu schwächeln und ich verabschiedete mich schon innerlich von meinem Ziel. Dazu kamen ganz böse Seitenstiche, die dazu führten, dass ich an zwei Verpflegungen gehen musste. Ich vermute, das kam von den kalten Getränken, die es an einer Verpflegung gab. Die vierte Runde wollte ich dann nocheinmal alles geben. Ich zwang mich nochmal, schneller zu laufen – zumindest versuchte ich es. Also Vollgas so gut es ging. Dennoch wollte das Tempo nicht mehr so recht höher werden. Rechnen konnte ich eh nicht mehr und auch auf die vielen Anfeuerungen konnte ich nicht mehr reagieren. Tut mir leid, all Ihr Zuschauer. Nicht leid tut esmir um die Deppen, die ohne Rücksicht “ihre” Sportler begleiteten und mir den Weg blockierten – und von mir dann weggrempelt wurden. Muss doch nicht sein! In dem Wald vor der Gerbermühle rief Tim mir zu, dass ich noch 18 Minuten hätte, und die 9 Stunden noch zu schaffen sein. Das gab mir die letzte Motivation, nocheinmal mehr als alles zu geben. Ich dachte mir: “Und wenn Du im Ziel zusammenbrichst, da wird keine 9 vorne stehen!” (Danke Tim, ohne Dich hätte ich das nicht geschafft – Tut mir leid, dass ich nicht mehr abklatschen konnte) Auch wenn mir eigentlich alles weh tat, gab ich nocheinmal Gas. Glücklicherweise bekam ich keinen Krampf mehr – nur im rechten Arm (???), aber den brauchte ich ja zum Laufen nicht. ca. einen Kilometer vor dem Ziel überholte ich noch einen Läufer, der auch fertig war. Ich rief ihm noch zu, er solle mitlaufen, damit es mit der Sub9 auch bei ihm klappt, aber er wollte oder konnte nicht mehr – ich Ziel sah ich dann, dass er eine vierstellige Nummer hatte, er also irgendwas um 8:45 gebraucht hatte – wie ungeschickt…. Ca. 500 Meter vor dem Ziel stand Julia und hielt mit die Flagge der Kinderkrebsstiftung hin. Unterwegs hatte ich mir überlegt, ob ich mit der Flagge einlaufen sollte, wenn es so knapp werden würden, dann aber dachte ich mir, entweder mit der Flagge, oder garnicht. Also, Flagge geschnappt, abgebogen in den Zielkanal und dann der Blick auf die Uhr im Ziel: 8:58:59 – genug Zeit für die letzten 100 Meter. Da gab es dann kein Halten mehr. Sprinten brauchte ich ja nicht mehr, da hinter mir auch noch mehr als genug Luft war. Nach 8:59:16 lief ich dann ins Ziel ein und konnte mich kaum noch auf den Beinen halten – da war ich froh über die Flagge, die ich dann als Gehstock missbrauchte. Nach den Glückwünschen von Daniel und Kurt Denk stürzten sich sofort Helfer und Betreuer auf mich, aber ich wollte nicht ins Medic-Zelt. Bloß keine Infusion – ich bin absolut kein Freund dieser “Unsitte”, dass mittlerweile jeder denkt, im Ziel eine Infusion zu brauchen. Und persönlich hab ich genug von dem Zeug in meinem Leben bekommen, das langt erstmal. Ich war nur froh mich erst einmal zu setzen und etwas zu verschnaufen – essen konnte ich noch nicht, trinken auch noch nicht, das ging erst nach ca. einer Stunde.
Bald kam dann auch Bernd, auch er hatte es geschafft: 9:32 – das bedeutete auch die Quali und nun fahren wir zusammen im Oktober erneut auf die Insel.
Der Rest des Tages wurde dann recht anstrengend: Duschen, Fisher Shirt abholen, doch etwas futtern, Rad abholen (das war leider eine organisatorische Katastrophe) und dann die Finishline Party, wo wir noch auf Michelle warteten, die es auch geschafft hat und nach 15:XX ins Ziel lief. Gratulation, Michelle!
Danke auch nochmal an dieser Stelle an alle Helfer, Betreuer, Anfeuerer und Unterstützer. Ich fange hier nicht an mit Namen, im Zweifel würde ich den einen oder anderen vergessen, und daher lieber so.
Soviel also zum Thema: “Die Arbeit bei Accenture macht dick und langsam.”…..
2 Responses to Nun auch der Bericht zum Sonntag…