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Diagnose, OP, Voruntersuchungen

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Datum Ereignis
23. August 2006 Da am kommenden Wochenende der letzte Triathlon unserer Triathlon Liga ansteht, will ich noch mal nach der Arbeit eine Runde durch den Taunus drehen. Geplant sind so 100km mit ca. 1200hm. Direkt nach dem losfahren bemerke ich, dass heute da unten irgendetwas nicht stimmt, ich denke mir nicht viel dabei und fahre weiter – hast Dir halt irgendwas eingeklemmt und das tut nun weh – geht schon wieder weg. Als Radfahrer und Triathlet ist man es ja schon beinahe gewohnt, dass einem immer etwas weh tut. Beim Anstieg zum Feldberg treffe ich Cora, eine gute Freundin, und quatsche mich fest, so dass ich danach nur noch Zeit habe, zum Sandplacken und zurück zu fahren.
27. August 2006 5 Tage später findet der Viernheim Triathlon statt. Das ungute Gefühl in meinem rechten Hoden kommt und geht, ich schiebe es darauf, dass ich täglich auf dem Rad sitze und sich eine eventuelle Prellung nicht erholen kann. Der Triathlon läuft perfekt, schnellste Radzeit und Platz 2 in der Liga Wertung. Zusammen mit den hervorragenden Ergebnissen der Mannschaftskameraden schaffen wir so erstmalig in der Vereinsgeschichte den Aufstieg in die Regionalliga.
3. September 2006 Eine Woche später steht unsere Vereinsmeisterschaft im Rahmen des Alzenau Triathlons an. Am Tag davor war ich bei einem Einzelzeitfahren, wo ich als Titelverteidiger angetreten war „nur“ zweiter – mit einer Sekunde Rückstand. Entsprechend motiviert war ich zu Beginn des Triathlons. An dem Morgen tat der Hoden schon weh, bevor ich auf dem Rad saß und auch Berührungen mochte er nicht wirklich. Im Wettkampf war das alles wie weggeblasen und ich habe zum ersten mal in meinem Leben einen Triathlon gewonnen – und die Vereinsmeisterschaft natürlich auch. Stolz wie Oskar wurde das an dem Abend natürlich noch lange gefeiert.
4. September 2006 Tag darauf beschloss ich dann doch zum Arzt zu gehen, da ich mir schon dachte, dass ein Allgemeinmediziner da net viel ausrichten kann, habe ich mir gleich einen Urologen gesucht. In der ersten Praxis abgewiesen (Termin im Oktober) kam ich so zu einer Gemeinschaftspraxis mit offener Sprechstunde – und das war im Nachhinein auch gut so, denn die dortigen Ärzte sind alle drei sehr kompetent – wobei ich sagen muss, dass mir da der Vergleich fehlt. Immer noch denke ich es handelt sich um eine Prellung oder ähnliches, meinem Arbeitskollegen sage ich, dass ich am kommenden Tag wegen eines Arztbesuchs etwas später zur Arbeit komme…
5. September 2006 Etwas unsicher gehe ich heute früh zum Urologen. Das ist für Männer nach dem Zahnarzt wohl der unbeliebteste Arzt, zumindest in meinem Fall – wobei ich nun sagen kann – Jungs, so schlimm ist das gar nicht. Nach einer kurzen Scherzerei mit den Arzthelferinnen komme ich auch recht schnell dran. Nach einem kurzen Gespräch werde ich abgetastet und der Arzt meint, der rechte Hoden sei etwas verhärtet, so dass er zum Ultraschall Gerät greift. Ich mache noch Scherze und meine, dass ich es Wahnsinn finde, was Ärzte auf en Ultraschallbildern alles erkennen. In diesem Fall erkenne jedoch auch ich, was Sache ist: in meinem rechten Hoden befindet sich eine kreisrunde Struktur mit ca. 1,5cm Durchmesser. Dazu die oben bereits erwähnten Worte: „So leid es mir tut, aber das sieht aus wie ein Tumor“… PENG! Das hat gesessen. Mein erster Gedanke: „Schöne Scheiße, das war’s…“ Gedanken rasen durch meinen Kopf, Krebs - was bedeutet das. Wie wird das behandelt, welche Heilungschancen habe ich, was kommt auf mich zu, wie sieht es aus mit Kindern, etc. etc. Fragen über Fragen, die ich auch alle dem Arzt stelle, der mich sehr gut betreut und alle Fragen geduldig beantwortet. Ab da geht alles sehr schnell: Blutabnahme und Überweisung ans Krankenhaus, wo ich am kommenden Tag operiert werden soll. Der eigentlich aufbauend gemeinte Ausspruch, dass auch Lance Armstrong das überlebt hat (Als Anspielung an mein Livestong Band, das ich seit 2 Jahren trage), tröstet mich nicht wirklich, da ich seine Bücher gelesen habe und mir daher vorstellen kann, was er durchgemacht hat.
Vom Urologen geht es direkt ins Elisabethen Krankenhaus, wo sämtliche Voruntersuchungen anstehen. Das Krankenhaus wird derzeitig renoviert, dennoch finde ich mich schnell zurecht. Hier darf ich noch mal alles über mich ergehen lassen: Röntgen, Blut abnehmen, EKG, Blutdruck, Fragen über Fragen beantworten, Zustimmungen unterschreiben und dergleichen. Der behandelnde Facharzt (hab leider seinen Namen vergessen), erklärt mir auch noch einmal genau, was auf mich zukommen wird, macht mir Mut und beantwortet jede meiner Fragen. Gegen ca. 11:30 bin ich fertig und darf über Nacht nach hause. Die OP ist für den kommenden Morgen um 8:30 Uhr angesetzt.
Sichtlich geknickt fahre ich auf dem Heimweg im Büro vorbei, um meine Krankmeldung abzugeben. Die Kollegen reagieren geschockt auf die Nachricht, machen mir aber auch Mut.
Zu hause steht nun die wirklich schwere Aufgabe an, meinen Eltern die schlechte Nachricht mitzuteilen, die diese natürlich extrem mitnimmt. Ich verbringe den Abend damit, Informationen über Hodentumore im Internet zu suchen, denn natürlich will ich alles darüber wissen. Ansonsten war der Abend der Horror – ständig habe ich mir eingebildet, dass mir der Bauch oder die Lunge weh tut, was natürlich Blödsinn ist, denn sowohl Ultraschall des Abdomens, als auch das Röntgen der Lunge lieferten keine Anzeichen für Metastasen. Schlafen konnte ich erstaunlich gut, sogar ohne die Beruhigungsmittel, die man mir mitgegeben hatte.
Später erfahre ich auch die Werte meiner Tumormarker an diesem Tag: Beta HCG: 1,6 und Alpha Feroprotein: 2,6 – beide noch weit unter dem Grenzwert, was schon mal ein gutes Zeichen ist.
6. September 2006 Der große Tag: die OP. Pünktlich aufgestanden und ins Krankenhaus gefahren hatte ich dort genügend Zeit um mich vorzubereiten: Klamotten einräumen, bei den Schwestern vorstellen und schließlich die schcken Klamotten anzuziehen: ein heißes Netz-Unterhöschen, das Standard-Krankenhaushemdchen und schließlich kniehohe Thrombose-Strümpfe. Hab leider kein Bild davon machen können. Der operierende Arzt – Prof. Bickeböller – kam kurz vorbei, um mir noch mal den Ablauf der Operation zu erklären, dann musste ich mich ins Bett legen und wurde in den OP geschoben. Da ich mich ja erst am Morgen zu einer Vollnarkose entschieden hatte – eine spinale Betäubung war mir dann doch nicht geheuer – wurde ich von den Anästhesisten mit „Feigling“ begrüßt. Scherzkekse… Auch hier wurde mir wieder genau erklärt, wie die Narkose abläuft und was mich erwartet – und Ober-Anästhesistin machte sogar Scherze und meinte, ich solle mir keine Sorgen machen und das alles wieder gut wird, schließlich wolle sie im kommenden Jahr mich beim Ironman anfeuern und dann damit angeben, dass sie mich narkotisiert hat. Schon mal ein Fan mehr ;-)
Nunja, eigentlich wollte ich genau aufpassen, wie ich langsam wegdöse, doch das klappte irgendwie net so ganz – in dem einen Moment quatsche ich noch mit ihr, danach mach ich die Augen auf und sehe, dass ich aus dem OP geschoben werde. Ich frage was denn los sei und sie meinte, alles schon vorbei. Cool. Narkose ist klasse. Ok, ich zittere wie bekloppt, aber auch dagegen bekomme ich schnell ein Mittel, so dass es mir gleich besser geht. Nun darf ich noch eine Stunde im Aufwachraum liegen und bekomme noch einige Schmerzmittel, dann werde ich auf meine Zimmer geschoben. Prof. Bickeböller besucht mich auch und erklärt mir, dass die Schnellschnittuntersuchung des Gewebes ergeben hat, dass der Tumor bösartig war und daher entfernt werden musste. Damit hatte ich eigentlich schon gerechnet, insofern überraschte mich die Nachricht nicht sehr. Die genaue histologische Untersuchung würde nun aber einige Zeit dauern, erst dann könne man sagen, ob es ein Seminom oder ein Nichtseminom war, wodurch die anschließende Therapie bestimmt werde. Also weiter warten…
Im Laufe des Tages bekam ich Besuch von meinem Dad, von einigen Freunden und meiner Schwester, doch am Anfang war ich noch extrem müde und bin sogar zweimal eingeschlafen während der Besuche.
Die Betreuung auf der Station war auch sehr gut, die Schwestern waren sehr hilfsbereit und jederzeit ansprechbar.
Die Nacht war dann nicht ganz so klasse, da ich nur auf dem Rücken liegen konnte – wegen der Verletzung zwischen den Beinen, ich aber nicht auf dem Rücken schlafen kann – oder zumindest nur sehr schlecht.
7. September 2006 Eigentlich hätte ich schon heute nachhause gehen können – ich konnte aufstehen und mich komplett alleine bewegen, dennoch musste ich den Tag im Krankenhaus verbringen – nicht wirklich spannend… Also etwas gelesen, Videos geschaut, etwas im Internet gesurft und wieder Besuche bekommen. Mein Zimmernachbar wurde auch entlassen, so dass ich ganz alleine war – ich frag mich, was alle so an Einzelzimmern schätzen – ich fand es extrem langweilig.
8. September 2006 Freitag durfte ich dann wieder heim. Natürlich kamen die Möbel meiner Schwester genau an dem Tag, so dass sie mich nicht abholen konnte, doch das war kein Problem, da die Bahn direkt vom Krankenhaus bis fast vor meine Haustür fuhr, so dass das kein Problem war. Zu hause gab es dann endlich wieder anständiges Essen.
Abends bekam ich dann wieder Besuch und ich durfte zum x-ten Mal alles erzählen.
9. September 2006 Das Wochenende war recht ereignislos, nur Lesen Video gucken und lesen…
11. September 2006 Montag ging der Arztmarathon weiter: Beim Urologen, der ja nun meine Haupt-Anlaufstelle war, nahm man mir mal wieder Blut ab, kontrollierte die Nähte und gab mir die Überweisung zur CT-Untersuchung, für den kommenden Tag.
Auch hier wieder die Blutwerte: Beta HCG: 0,16, Alpha Feroprotein: 2,1. Beide Marker waren also noch mal gesunken, was darauf hindeutete, dass die OP erfolgreich war.
12. September 2006 Wieder früh aufstehen und ohne Frühstück aus dem Haus – für die CT Untersuchung musste ich wieder nüchtern sein. Wie ich das liebe. Also mit der Bahn zur Praxis Rad ging noch nicht – und dort durfte ich dann einen Liter Kontrastmittel schlucken – schmeckt grauenhaft. Aber egal, runter damit – die Iso Plörre im Wettkampf schmeckt auch nicht immer besser. Vor dem Kontrastmittel in die Vene hatten mich einige Freunde gewarnt, wie schlimm das doch sei – ich hab davon so gut wie gar nix gemerkt, so dass die Untersuchung recht ereignislos war.
Der Befund war dann auch sehr gut, sprich es wurden keinerlei Metastasen gefunden, weder in der Lunge, noch im Bauch – WIE GEIL, dachte ich mir. Also vorsorglich eventuell eine Bestrahlung und das wars. Entsprechend gut gelaunt und mit einem fetten Grinsen ging es nach hause und am Nachmittag dann zum Urologen. Dort kam dann aber der Hammer – die histologische Untersuchung war abgeschlossen und hatte ergeben, dass es sich bei meinem Tumor um ein unausdifferenziertes embryonales Karzinom (Stadium 1 nach Lugano) handelt. Tja, bei diesen Viechern geht man davon aus, dass sie bereits in 30% der Fälle gestreut habe, auch wenn noch nichts auf den Bildern zu erkennen ist. Das kann man auch nicht testen, so dass man da vorsorglich eine Chemotherapie anhängt. Zwar ist die Heilungschance in diesem Stadium immer noch fantastisch, dennoch hat mich das vollends umgehauen. Der Arzt hat mir dann erklärt, was auf mich zukommt (2 Zyklen PEB-Chemotherapie) mit all den Nebenwirkungen und dann durfte ich heim, wo ich ganz ehrlich gesagt vollkommen fertig war. Mit Christoh war ich dann zur Ablenkung im Kino, was aber nicht wirklich funktionierte und danach habe ich noch lange mit Cora telefoniert, was mir sehr geholfen hat – Vielen Dank noch einmal dafür. Schlafen konnte ich natürlich immer noch nicht, so dass ich bis spät in die Nacht alle Informationen, die ich im Internet finden konnte, zu dieser Chemotherapie gelesen habe.
13. September 2006 Am kommenden Tag hatte ich die ersten Voruntersuchungen: Lungenfunktionstest mit allem was dazugehört. Eines der verabreichten Medikamente kann die Lunge angreifen und um das kontrollieren zu können testet man die Lunge vor der Therapie. Wie nicht anders zu erwarten, waren meine Werte excellent – kein Wunder als Leistungssportler. Die Ärztin war aber auch auf andere Weise sehr hilfreich – da sie selbst 6 Zyklen Chemo hinter sich hatte, konnte sie mir von Ihren Erfahrungen berichte, was mir sehr geholfen hat. Sie machte sogar Scherze, als sie mein Livestrong Band sah: „Sie brauchen Lance Armstrong ja nicht alles nachmachen“. Das war das erste Mal, dass ich lachen konnte, seitdem ich von der Chemo erfahren hatte.
Zur Kontrolle der Nierenfunktionen musste ich dann einen Tag Lang Urin sammeln, so dass ich notgedrunen zu hause bleiben musste. Am Nachmittag hielt ich es bei dem super Wetter aber dann doch nicht aus und konnte wenigstens eine Stunde lang spazieren gehen.
14. September 2006 Nächster Tag, nächste Untersuchungen. Diesmal beim HNO Arzt. Auch hier alles in Ordnung – selbst 20 Jahre Walkman haben meinem Gehör nicht geschadet. Und wieder gibt mir die behandelnde Ärztin Tipps zur kommenden Therapie. Beim Urologen werden mir die Fäden gezogen, bzw. die überstehenden Stücke abgeschnitten, da es resorbierbare Fäden sind. Und wieder mal wird mir Blut abgenommen, um den Gerinnungsfaktor zu bestimmen. Dann kommen die nächsten Überweisungen nach einem langen Gespräch mit dem Arzt: einmal eine Überweisung zum Gefäßchirurgen, der mir einen Port einsetzen soll, dann zum Onkologen, der die Therapie durchführen wird und zur Kryokonservierung, denn sicher ist sicher.
Die Nachricht von der bevorstehenden Therapie habe ich mittlerweile einigermaßen überwunden und sehe optimistisch in die Zukunft – ich lass mich doch nicht von so was unterkriegen. Stehe ich nun die Chemo durch und dann ist gut. Der Arzt meint auch, dass mir meine sehr gute körperliche Verfassung bei dem kommenden sehr helfen wird, denn nun ist die Unsicherheit, wie sich die Chemotherapie bei mir auswirkt, mein größtes Problem.
15. September 2006 Immer noch bin ich krank geschrieben, darf also nicht arbeiten. So lungere ich zu hause rum und treffe mich nachmittags mit Jose. Zusammen fahren wir ca. eineinhalb Stunde Rad und da wurde mir wieder klar, was mir dieser Sport bedeutet. Auch wenn es keine so schöne Tour war und ich auch nur langsam fahren konnte, war ich so glücklich wieder auf dem Sattel zu sitzen, ist schwer zu beschreiben. Ich glaube in dem Moment wurde mir klar, dass ich gar nicht anders kann, als wieder gesund zu werden. Abends besuchte mich noch die Bettina und machte mir auch noch Mut – als Ärztin konnte sie mir auch einige drängenden Fragen beantworten.
16. September 2006 Ich trau es mich gar nicht zu schreiben. Samstag musste ich natürlich wieder Rad fahren. Vormittags kam Cora zum Frühstück vorbei und wir redeten über alles – die Krankheit, die Therapie, aber auch alles andere denkbare. Danach wie gesagt wieder eine Radtour – diesmal schon zweieinhalb Stunden. (Ich hatte dazu übrigens das OK des Arztes bekommen) In Sachsenhausen fuhr ich den Berg zur Brauerrei mit reichlich Druck und so schnell ich konnte und es war einfach herrlich wieder dieses Brennen in den Beinen zu spüren – auch wenn ich vermutlich gar nicht so schnell war…
Abends entschlossen wir uns, das gute Wetter noch mal auszunutzen und Grillen zu gehen.
17. September 2006 Da einige Verienskollegen heute beim Lauf in Neu Isenburg starteten und Jose bei einem Kriterium in Egelsbach, war heute Extrem-Zuschauing angesagt. Also Kamera eingepackt und mit dem Rad nach Neu Isenburg und Photos gemacht. Nachdem dort alle im Ziel waren, ging es weiter nach Egelsbach, wo wir Jose anfeuerten und auch Bilder machten. Anschließend waren wir noch beim Thailänder essen. Alle sin allem also ein wunderschönes Wochenende.
18. September 2006 Da am heutigen Montag keine Arzttermine anstanden, konnte ich heute zum ersten Mal wieder arbeiten gehen, was nicht sehr sinnvoll war – was soll ich noch groß machen, wenn ich die kommenden 2-3 Monate nicht ins Büro kann. Also habe ich nur meinen Platz aufgeräumt, noch ausstehende Anfragen von Studierenden bearbeitet und meinen Kollegen alles erzählt. Ein Geheimnis wollte ich nicht aus der ganzen Sache machen – früher oder später erfährt es eh jeder, dann doch lieber aus meinem Mund.
Auch mein Chef war sehr verständnisvoll und es war gar kein Problem, dass ich nun so lange ausfalle – ich solle also das ganze in Ruhe auskurieren und auf keinen Fall zu ehrgeizig sein und zu früh wieder kommen, das wäre das Dümmste was ich machen könnte – da er ähnliches hinter sich hatte, konnte er da aus Erfahrung sprechen.
Zur Beschäftigung für das kommende beschloss ich dann noch, mir einen neuen IPOD zu kaufen, den es grad im Angebot gibt, so dass ich während der Infusionen wenigsten Musik hören kann – hoffentlich darf ich das.
19. September 2006 Eigentlich dachte ich, dass ich heute schon den Port bekomme, daher erschien ich in aller Früh im Uniklinikum und wieder mal ohne Frühstück. Dann gab es aber nur die Vorbesprechung, wo ich eh nur erfahren habe, was ich schon wusste, aber das ist ja wohl vorgeschrieben. Da diese Woche kein Termin frei ist, werde ich nun angerufen, wenn ich irgendwann dazwischen geschoben werden kann – OP auf Abruf sozusagen.
Danch ging es wieder quer durch die Stadt ins andere Krankenhaus, um die Röntgenaufnahmen meines Thorax abzuholen. Die werden bei der Port-Implantation benötigt.
Danach noch mal zum Urologen, der mir dann alle Unterlagen für den Onkologen gab, der mich nun die kommenden Wochen behandeln wird.
20. September 2006

Der heutige Termin beim Onkologen lief sehr gut. Der behandelnde Arzt ist selbst noch sehr jung und hat mir noch mal genau erklärt, wie die Therapie abläuft und was ich alles beachten muss. Da ich mir ja schon 20-30 Fragen vorher überlegt und aufgeschrieben hatte, konnte ich diesen Part recht schnell abarbeiten. Ich darf tatsächlich bei keinem Wettkampf starten, da ich auch Cortison bekomme - als ob ich im Moment an sowas denken würde... Der Therapieraum wurde mit ebenfalls gezeigt, es ist tatsächlich so, dass ich dort einfach in einem Sessel sitze und die ganze Suppe per Infusion bekomme. Also nichts von Krankenhaus Atmosphäre. Die Pfleger und Pflegerinnen gaben mir noch einige Hinweise was ich kommenden Montag alles mitbringen solle – Bequeme Klamotten, Musik, was zu lesen, wenn ich mag auch mein Laptop, etwas zu essen und zu trinken, für den Fall dass ich da ausgefallene Wünsche habe und das war es dann schon. Zum Abschied durfte ich noch etwas Blut dort lassen und bekam noch mal einen Urin Sammelbehälter, denn beim ersten mal war anscheinend etwas bei der Messung schief gelaufen.
Nachmittags konnte ich dann noch mal arbeiten gehen, nun ist auch dort alles geklärt, war vermutlich vorerst eh das letzte Mal, dass ich dort bin, morgen noch mal zum Andologen, und Freitag hoffentlich die Port Implantation. Abend stand dann der erste Großeinkauf an - will meine Pfleger ja nicht unnötig belasten und will soviel wie möglich schon jetzt einkaufen, was ich in den nächten Wochen essen und trinken werde.

21. September 2006

Nun haben sich die Termine umgedreht, sprich heute wurde der Port implantiert. Eigentlich war der Termin beim Andrologen geplant, doch um 8:30 Uhr wurde ich angerufen, dass ich um 11:00 im OP sein muss. Ok, also Andrologen angerufen und die meinten riesen Stress zu machen – Hallo, Ihr wollt 400 Steine von mir, da kann man auch mal nett sein. Zumal ich mir den Spaß ja heute auch nicht freiwillig ausgesucht habe. Naja, nun habe ich da morgen einen Termin.
Die OP war dann wider Erwarten richtig harmlos. Hier noch mal ein Riesen Dankeschön an die Ärzte im Uniklinikum, die mich trotz vollem Terminplan, quasi zwischendurch aufgenommen haben. Die OP wurde mit örtlicher Betäubung durchgeführt, doch wenigstens durfte ich Musik hören, die konnte die OP Geräusche aber auch nicht so recht übertönen. Also hab ich das Zischen, Klacken, Schnappen und alles andere gehört. Zum Glück hab ich nichts sehen müssen, denn ich war komplett zugedeckt, dementsprechend hab ich auch geschwitzt wie ein Irrer. Die Schwester meinte auch, ich wäre der erste, dem zu warm war, normalerweise verlangen die Leute in dem OP immer zusätzliche Decken. Also auch hier noch mal Entwarnung, Schmerzen hab ich gar keine gespürt, es hat sich nur so angefühlt, als ob mir der Arzt die Knochen rausreißen will… Anschließend musste ich noch 2 Stunden im Krankenhaus liegen, aber wenigstens durfte ich da wieder essen und trinken, war aber dennoch froh, als ich entlassen wurde – Krankenhäuser sind einfach nix für mich… Heim bin ich dann mit der Bahn gefahren, eigentlich wollte mich Christoph abholen, aber da ich so gut beieinander war, war mir das lieber – er wird in der kommenden Zeit noch genug mit mir zu tun haben.
Zu hause fing dann die Wunde an richtig weh zu tun, aber dank moderner Schmerzmittel war das auch aushaltbar. Nun habe ich eine fette Beule auf der rechten Brust, ich hoffe mal, dass das im Moment hauptsächlich die Schwellung ist, denn das sieht schon etwas seltsam aus. Aber ist ja auch nicht für ewig. Spätestens nach der zweiten Kontrolluntersuchung kommt das Ding wieder raus. So schau ich im Moment aus:

22. September 2006

Die Kontrolle der OP-Wunde verlief kurz und schmerzlos – Altes Pflaster ab, kurzer Blick drauf und neues Pflaster drauf. Leider hatten die keine wasserfesten Pflaster, so dass ich mir die selbst kaufen musste und das Pflaster selbst wechseln musste. So kann ich nun wenigstens anständig duschen und das Desinfektionszeug wegwaschen, mit nem Waschlappen tut es das nämlich nicht wirklich.
Danach dann das absolute Highlight: Kryokonservierung. Mehr brauch ich dazu wohl nicht sagen: Die Räumlichkeiten haben den Charme einer Bahnhofsmission und sind nicht wirklich einladend. Naja, musste ich dann aber dennoch hinter mich bringen, am Montag erfahre ich, ob es was gebracht hat. Die ersten Untersuchungen sahen jedoch ganz gut aus. Ich hoffe zwar, das das ganze umsonst war, sprich, dass sich mein Körper in zwei drei Jahren wieder normalisiert hat, aber sicher ist sicher. Ist das hier nicht ein anregendes Ambiente?

Termin für den Beginn der Chemo habe ich auch: Montag um 8:30 Uhr geht es los. Auf der einen Seite endlich, auf der anderen Seite freue ich mich natürlich gar nicht darauf, aber was soll es, hilft alles nichts, muss ich nun durch. Morgen will ich wenigstens noch mal etwas auf dem Rad sitzen, wegen der OP geht das ganze zwar nur ganz locker, aber besser als gar nichts, denn danach ist erst mal Ende Gelände mit Sport… Unter dem Pflaster seh ich grad so aus:

24. September 2006 So, das letzte Wochenende, an dem ich noch machen konnte was ich wollte liegt hinter mir. Ok, mein Arzt wird vermutlich böse, wenn der erfährt, das ich am Samstag 4 Stunden auf dem Rad saß, aber bei dem Wetter ging das einfach nicht anders – und die OP Wunde hab ich eh nicht mehr gespürt. Also sind wir mit dem PSV eine klasse Runde durch den Taunus gefahren. Als ich dann das Rad in den Keller geschoben habe, war ich schon etwas deprimiert, denn das ist nun erstmal gestorben. Und daher hab ich es weiter weggeräumt.
Am nächsten morgen musste ich dann meine Familie bespaßen – wir sind zu meiner Tante nach Fulda gefahren und waren dort etwas in der Rhön wandern – war auch sehr schön, wobei ich ja gestehen uss, dass ich lieber Rad gefahren wäre. Außerdem war ich recht müde, da ich am Abend vorher noch recht lange bei einem Freund auf einer Geburtstagsfeier war. Abends dann noch etwas trinken (Nein, kein Teufel Alkohol) und bis spät abends fest gequatscht, so dass ich erst um ca. 0:00 Uhr im Bett lag, wo ich auch erst mal nicht schlafen konnte, da ich verständlicherweise doch etwas nervös war.
Morgen geht es dann los: 2 Zyklen PEB-Chemotherapie zu je 3 Wochen. Hierbei bekomme ich jeweils an den Tagen 1-5 ca. 5l Infusionen jeweils mit Cisplatin, Bleomycin und Etoposid (und zusätzlich Kevatril und Dexamethason) und an den Tagen 8 und 15 eine kleine Infusion mit Bleomycin. Den Rest der Zeit braucht der Körper, um sich von dem Gift zu erholen. Schaun ma mal, wie das wird…

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